Worauf es bei der Erstkommunionvorbereitung ankommt

"Über den Glauben reden"

Auch im Erzbistum Köln fanden an diesem Sonntag wieder Erstkommunionfeiern statt. Wie sich Kinder und ihre Eltern in Wuppertal auf diesen besonderen Tag vorbereitet haben, erzählt Gemeindereferentin Angela Gotzhein im Interview.

Erstkommunionkind in Albe / © Harald Oppitz (KNA)
Erstkommunionkind in Albe / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: 40 Kinder haben am Wochenende bei Ihnen das heilige Sakrament der Kommunion bekommen. Sie waren im Vorfeld ja auch schon mit dabei. Wie liefen da jetzt so die Vorbereitungen, die Gruppenstunden, die gemeinsame Zeit mit den Kindern?

Angela Gotzhein

"Bevor man Kinder in unserer Gemeinde anmeldet, müssen sich die Eltern mit dem Konzept vertraut machen, damit wir wissen, dass sie diesen Weg auch wirklich mit uns zusammen und ihren Kindern gehen möchten"

Angela Gotzhein (Gemeindereferentin in St. Antonius in Wuppertal-Oberbarmen): Bei unserer Kommunionvorbereitung gibt es einen verpflichtenden Elternvorkurs. Das heißt, bevor man Kinder in unserer Gemeinde anmeldet, müssen sich die Eltern mit dem Konzept vertraut machen, damit wir wissen, dass sie diesen Weg auch wirklich mit uns zusammen und ihren Kindern gehen möchten.

Wir haben am 25. Oktober mit wöchentlichen Kommunionstunden gestartet. Es gab acht hybride Elternabende. Das bedeutet, die Eltern konnten in Präsenz bei uns mit Katecheten an Themen teilnehmen oder mit mir online von zu Hause, was zu bestimmten Zeiten überwiegend genutzt wurde, weil die Corona-Pandemie natürlich die Leute auch ängstlich gemacht hat, obwohl wir ein hervorragendes Hygienekonzept besitzen.

Ein Mädchen sitzt mit Mundschutz in einer Kirchenbank bei der Messe zur Feier der Erstkommunion / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Mädchen sitzt mit Mundschutz in einer Kirchenbank bei der Messe zur Feier der Erstkommunion / © Harald Oppitz ( KNA )

Es gab acht Projekttage, die sich mit den wichtigsten Themen der Erstkommunionvorbereitung beschäftigen, wo wir nicht nur in Kleingruppen, sondern auch mit der Großgruppe der Kinder arbeiten, damit sie sich als Gemeinschaft erleben. Um das Wochenende des ersten Advents hatten wir eine Kommunionkinderfahrt in eine Jugendherberge, um die Gemeinschaftselemente besonders betonen zu können.

Nach 22 Gruppenstunden laufen wir jetzt auf die Zielgerade. Natürlich haben wir noch ganz viel rund um die Heilige Woche mit den Kindern gemacht. Wir haben unsere Erstkommunion coronabedingt auf vier Termine aufgeteilt, damit die Familien auch Gäste einladen können. Letztes Jahr waren die Gäste weitgehend aus der Kirche ausgeklammert.

Das war sehr schade. Das wurde bei den Eltern sehr bedauert. Deshalb haben wir uns jetzt anders aufgestellt. Nicht 40 Kinder gehen bei uns am Wochenende, sondern Samstag gehen zehn, Sonntag gehen 10, nächsten Samstag gehen zehn und am letzten Sonntag gehen dann auch noch mal zehn. Insgesamt sind es dann 40 Kinder.

DOMRADIO.DE: Jetzt machen sie auch eine Generalprobe mit denen. Was müsste denn da geprobt werden?

Gotzhein: Wir möchten immer gerne, dass sich alle Kinder bei dieser Messe aktiv beteiligen können. Deshalb proben wir natürlich den Einzug, wie man einzieht, wenn man eine brennende Kerze hat, ohne dass man den vor oder neben einem Hergehenden anflammt.

Dann proben wir die Texte, die die Kinder sprechen. Die Kinder sprechen Kyrie-Gebete, sie sprechen Fürbitten, die sprechen ein Dankgebet. Wir machen einen Segenstanz für die Familien und das Allerwichtigste ist: Wir proben den Empfang des Sakraments, also des Leibes Christi, weil die Kinder natürlich hyperaufgeregt sind.

Deshalb proben wir das einmal, also wirklich, wie sie gehen müssen, wo sie stehen müssen, wenn der Priester jedem einzelnen Kind vor dem Altar die Hostie gibt. Das gibt den Kindern Sicherheit. Das ist ja wie so ein Pantomimespiel, damit sie das in dem aufregenden Moment dann auch wirklich schaffen und dann auch erfahren können, dass sie jetzt an Jesus Christus Anteil haben und Jesus Christus an ihrem Leben Anteil nimmt.

DOMRADIO.DE: Wie ist so der aktuelle Tenor bei der Erstkommunion? Da hat sich doch im Laufe der Jahre  bestimmt auch was verändert.

Angela Gotzhein

"Eine Liturgiefähigkeit zu erreichen, dass die Familien gerne kommen, ist schon wirklich ein Kraftakt"

Gotzhein: Verschiedene Faktoren spielen natürlich eine Rolle. Es gibt kaum noch eine katholische Sozialisation in den Familien. Mit vielen Kindern fangen wir ganz unten an, weil die nicht wissen, was Beten ist, weil Gebet in vielen Familien überhaupt keine Tradition oder kein Ritual mehr ist, weil der Glaube einfach nicht gelebt wird.

Die Messe ist den Kindern komplett fremd, aber auch den Eltern. Eine Liturgiefähigkeit zu erreichen, dass die Familien gerne kommen, ist schon wirklich ein Kraftakt. Wenn man nicht immer ein Event machen will, muss man schon sehr überzeugend die Symbolik erklären, weil sich vieles auch gar nicht mehr den Menschen erhellt. Das ist so das eine Thema.

Das andere ist natürlich die Pandemie. Es gibt viele Ängste. Jetzt aktuell in dieser Kommunionvorbereitung war der Krieg ein großes Thema für die Kinder, was ganz besonders viel Raum genommen hat. Hier im Erzbistum können Sie sich ja vorstellen, gibt es auch noch die Situation, dass die Eltern natürlich sehr verstört sind über das, was in unserem Bistum im Moment im kirchlichen Leitungsbereich so vor sich geht.

DOMRADIO.DE: Was würden Sie jetzt sagen, so als Servicetipp für alle, die jetzt am Wochenende auch auf einer Erstkommunion eingeladen sind, was schenkt man den Kindern heutzutage?

Angela Gotzhein

"Viel wichtiger als Geschenke, die irgendwo liegen, finde ich, dass die Kinder nach der Erstkommunion in der Familie noch erfahren, dass dieser Glaube weitergeht"

Weißer Sonntag

Der erste Sonntag nach Ostern wird in der katholischen Kirche als Weißer Sonntag begangen. Als klassisches Datum für die feierliche Erstkommunion ist er erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt.

Der Name leitet sich von den weißen Gewändern ab, die die Neugetauften in der Frühzeit des Christentums trugen.

Die Vorbereitung der Erstkommunion wird zunehmend zur pastoralen Herausforderung / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Vorbereitung der Erstkommunion wird zunehmend zur pastoralen Herausforderung / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Gotzhein: Ich würde immer noch darauf gucken, dass es eine gute Kinderbibel gibt. Es sollte ein Gotteslob geben. Das ist viel besser als man manchmal denkt, nicht nur ein Liederbuch. Und wenn die Kinder es kennen oder es in der Familie noch jemanden gibt oder es in der Erstkommunionvorbereitung vorgekommen ist, dann finde ich auch einen Rosenkranz immer noch sehr passend.

Wir vermitteln den Kindern das Gebet auf ganz spielerische Weise. Das kann auch ein Haltestrick sein, an dem ich mich festhalte, wenn ich Angst habe. Den kann ich in der Hosentasche haben, wenn ich zur Mathearbeit gehe. Schöne Kindergebete, Segensgebete, da gibt es heute eine ganze Menge an Hilfsmitteln.

Aber am allerwichtigsten sind Menschen, die mit den Kindern über ihren Glauben reden, die mit ihnen auch mal in einen Gottesdienst gehen. Viel wichtiger als Geschenke, die irgendwo liegen, finde ich, dass die Kinder nach der Erstkommunion in der Familie noch erfahren, dass dieser Glaube weitergeht und dass die Kinder erleben: Der Anfang ist nicht direkt wieder das Ende und jetzt kommt nichts Kirchliches mehr. Jetzt ist diese Gemeinschaft plötzlich bedeutungslos.

Das wichtigste und größte Geschenk wäre, dass irgendjemand aus der Familie das mit den Kindern weiterlebt.

Das Interview führte Florian Helbig.

Quelle:
DR