Gericht entscheidet Rechtsstreit Woelki gegen "Bild" später

Berichterstattung im Fokus

Vor dem Landgericht Köln ist am Montag ein Rechtsstreit zwischen Kardinal Rainer Maria Woelki und dem Axel-Springer-Verlag verhandelt worden. Das Gericht kündigte seine Entscheidungen zu den jeweiligen Berichten für Mai und Juni an.

Kardinal Rainer Maria Woelki / © Oliver Berg (dpa)
Kardinal Rainer Maria Woelki / © Oliver Berg ( dpa )

Bei dem Rechtsstreit ging es um mehrere Artikel über den Kölner Erzbischof, welche die im Verlag erscheinende "Bild"-Zeitung im vergangenen Jahr veröffentlicht hatte. Das Gericht kündigte seine Entscheidungen zu den jeweiligen Berichten für Mai und Juni an. Der Erzbischof hatte in Eilverfahren bereits einstweilige Unterlassungsverfügungen gegen mehrere Berichte erwirkt.

Die Berichterstattung betrifft unter anderem den Fall eines Priesters, den Woelki zum stellvertretenden Stadtdechanten in einer Stadt im Erzbistum ernannte, obwohl er laut "Bild" wusste, dass der Geistliche vor Jahrzehnten gegen das Keuschheitsgebot verstoßen hatte.

Eidesstattliche Versicherung von Kardinal Woelki

Laut Darstellung der "Bild" soll der Erzbischof bei der Beförderung des Pfarrers zudem ein warnendes Schreiben der Polizei sowie weitere belastende Dokumente gekannt haben. Die von Woelki beauftragte Anwaltskanzlei Höcker wertet dies als Falschberichterstattung. In einer Eidesstattlichen Versicherung, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt, erklärt der Kardinal, dass er vor der Beförderung des Geistlichen von den Dokumenten aus der Personalakte keine Kenntnis gehabt habe.

Diese Versicherung reiche in dieser Form nicht aus, sagte der Vorsitzende Richter Dirk Eßer da Silva in der Verhandlung. Woelki müsse auch versichern, von den Inhalten der Dokumente nicht auch auf anderen Wegen gewusst zu haben. Die Kanzlei Höcker kündigte an, ein entsprechendes Schriftstück nachreichen zu wollen.

In einem weiteren Artikel vom Mai 2021 schrieb die "Bild", das Erzbistum habe einen anonymen Bericht über einen weiteren beschuldigten Priester geheim gehalten. Der Bericht sei jedoch Anwälten vorgelegt worden, so das Gericht. Es deutete Erfolgsaussichten der Klage in diesem Punkt an.

Klage auch von D. selbst

Verhandelt wurde zudem ein "Bild"-Artikel, in dem der Autor behauptet, dass wegen des "Woelki-Skandals" und des "Missbrauchs- und Vertuschungsskandals" alle deutschen Bischöfe über einen gemeinsamen Rücktritt nachdächten. Nach Auffassung des Gerichts kann man niemandem die Wertung untersagen, dass es einen Vertuschungsskandal im Erzbistum Köln gebe, auch wenn diese Wertung als ungerecht betrachtet werde. Die Kanzlei Höcker kündigte an, diese Klage weiter verfolgen zu wollen, sollte sie in erster Instanz scheitern.

Auch der betroffene Geistliche selbst hat gegen zwei Artikel der "Bild" geklagt. Die Klage wurde ebenfalls am Montag verhandelt; eine Entscheidung soll im Juni fallen. Das Gericht deutete bereits an, dass die Klage Aussicht auf Erfolg haben könne. Zumindest in Teilen seien die Darstellungen der "Bild" falsch. So gebe es kein Geständnis bezüglich eines angeblichen Kindesmissbrauchs. Es sei aber zu prüfen, inwiefern die Artikel von der freien Meinungsäußerung gedeckt seien.

Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln zählt zu den bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Mit rund 1,9 Millionen Katholiken hat es die meisten Mitglieder, gefolgt von Münster, Freiburg und Rottenburg-Stuttgart (je rund 1,8 Millionen). Das Vermögen liegt bei rund 3,8 Milliarden Euro. Damit liegt Köln auf Platz drei hinter Paderborn (7,15 Milliarden Euro) und München-Freising (6,1 Milliarden Euro).

Blick auf den Kölner Dom / © saiko3p (shutterstock)
Quelle:
KNA