Das sagte Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk am Montag dem Nachrichtenportal RBC Ukraine. Das Volk müsse geeint werden. "Wir werden uns nach dem Sieg mit allen Entwürfen befassen", so Stefantschuk.
Abgeordnete der Opposition hatten Ende März zwei verschiedene Gesetzesinitiative für ein Verbot der Kirche ins Parlament eingebracht.
Sie werfen der Kirche Sabotage am ukrainischen Staat und Zusammenarbeit mit dem Kreml vor. So hätten ukrainische Ermittler nach dem Beginn des russischen Einmarschs am 24. Februar einen Geistlichen festgenommen, der der russischen Armee in einem Kiewer Vorort geholfen habe.
Umfragen zeigen knappe Mehrheit dafür
Eine Mehrheit von 51 Prozent der Ukrainer befürwortete in einer Umfrage ein Verbot der Kirche. Nur 20 Prozent lehnten jede staatliche Einmischung in religiöse Angelegenheiten ab. Die Kirche weist die Anschuldigungen zurück. Sie sieht in den Verbotsanträgen einen Verstoß gegen die europäische Menschenrechtskonvention und die Landesverfassung.
Laut dem Parlamentspräsident diskutieren die Fraktionen schon lange über ein mögliches Verbot der Kirche. "Wir werden sehen, wer sich wie während des Krieges verhalten hat", so Stefantschuk.
Es gebe "viele Pseudo-Patrioten", die ihr ganzes Leben lang erzählt hätten, wie sehr sie die Ukraine liebten, und nach dem Kriegsbeginn aus Kiew ins Ausland oder in ruhigere ukrainische Städte geflohen seien. Nun zeige sich, "wer für die Ukraine ist und wer andere Absichten hat".
60 Orthodox, aufgeteilt auf zwei Kirchen
Rund 60 Prozent der Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Konfessionen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und der Ende 2018 gegründeten eigenständigen (autokephalen) Orthodoxen Kirche der Ukraine. Die moskautreue Kirche zählt in der Ukraine zwar deutlich mehr Gemeinden als jede andere Konfession. Aber in Umfragen bekannten sich die meisten Bürger zur neuen, unabhängigen orthodoxen Kirche.
Unterstützung bekam die kritisierte Kirche vom Vatikan. Dessen Botschaft in Kiew wies darauf hin, "dass der Heilige Stuhl gegen jede restriktive Maßnahme gegen eine Kirche oder religiöse Organisation ist, egal in welchem Land und in welcher Situation".