Der Film der Regisseurin und Kamerafrau Uli Decker ermutige Männer und Frauen "zur Selbstliebe, zur Akzeptanz und damit zur Freiheit", erklärte das Preisgericht am Mittwochabend in Berlin zur Begründung. Die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) und dem Erzbistum Berlin gestiftet.
Familiengeheimnis am Sterbebett ausgesprochen
Nach Angaben der Jury geht es um eine vordergründig unauffällige Familie in einem bayerischen Dorf. Erst am Sterbebett des Vaters erzählt die Mutter den Töchtern, dass der Vater von Jugend an heimlich Frauenkleider trug. Sie übergibt der älteren Tochter die Kiste, in der er sein geheimes Leben verbarg: Pumps, Nagellack, Lippenstift und Tagebücher.
Behutsam erkunde der Film das unter großer Angst gehütete Familiengeheimnis, so die Jury. Statt sich mit abstrakten Zuschreibungen wie "Transvestit" oder "Coming-Out" zu begnügen, bleibe die Filmemacherin Decker konkret, lese in den Aufzeichnungen ihres Vaters und suche nach einer Verbindung zu dem Mann, der sich ihr ein Leben lang rigoros entzogen habe. Sie konfrontiere den Vater posthum mit dem, was er sich und seinen Töchtern mit seinem Schweigen angetan habe. Archivaufnahmen der Bundesrepublik und bayerischer Folklore ergänzen die Familienfotos und die subjektive Erinnerung.
Der ökumenischen Jury gehören der Fotograf, Videograf und Kameramann Alexander Aehlig, die Kulturjournalistin Barbara Behrendt, der Referent beim Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin, Lukas Hetzelein, sowie Katharina Körting vom Medienhaus der EKBO an.