Es gehe dabei um Fehler seiner Kirche während der Kolonialzeit, wie der kanadische Sender CBC berichtete. Im Fokus stehen kirchliche Schulen und Heime, in denen indigene Kinder zwecks "Umerziehung" ihren Eltern entzogen wurden. Kanadas anglikanische Kirche hatte die Reise bereits im Februar angekündigt.
"Ein wesentlicher Zweck dieses Besuchs ist, ... zu bereuen und zu büßen, wo unsere Beziehungen und Handlungen mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben - und die Souveränität der indigenen Gemeinschaften zu ehren", erklärte Welby demnach vor dem Besuch, der bis Dienstag dauert. Die Geschichte der Church of England in Kanada habe "den indigenen Gemeinschaften anhaltendes Leid und Verletzungen zugefügt", so der Primas.
Treffen mit Überlebenden
Welby soll am Wochenende die James Smith Cree Nation in Saskatchewan, etwa 165 Kilometer nordöstlich von Saskatoon, besuchen, um sich mit Vertretern und Überlebenden des Heimsystems zu treffen. Zuvor soll er von Saskatoon aus nach Prince Albert reisen, etwa 60 Kilometer westlich der James Smith Cree Nation.
Zwischen 1820 und 1969 betrieb die anglikanische Kirche demnach rund 30 Schulen und Internate in Kanada und betrieb außerdem mehr als 150 Tagesschulen. Kanadas anglikanische Kirche hatte sich 1993 und 2019 bei den Überlebenden entschuldigt, unter anderem für "kulturelle und spirituelle Arroganz" gegenüber indigenen Völkern.
Der Besuch des Erzbischofs in Kanada findet nur wenige Wochen statt, nachdem sich Papst Franziskus in Rom für das Verhalten von Mitgliedern der römisch-katholischen Kirche im kanadischen Schulsystem entschuldigt hatte. Franziskus will im Sommer Kanada besuchen.
Einladung der Erzbischöfin
Im Rahmen von Welbys Besuch findet auch ein Empfang mit indigenen Führern in Toronto statt, bevor er am Dienstag nach Großbritannien zurückkehrt.
Die Reise findet auf Einladung von Kanadas Primas, Erzbischöfin Linda Nicholls, statt. Ursprünglich sollte Welby auch Erzbischof Mark MacDonald, Bischof der nationalen Aborigines, treffen. Vorige Woche wurde bekannt, dass MacDonald wegen "eingestandenen" sexuellen Fehlverhaltens zurückgetreten ist.
Primas Nicholls sprach von "niederschmetternden Nachrichten". Es gebe ein tiefgreifendes Gefühl von Verrat, wenn kirchliche Verantwortliche versäumten, erwarteten "Standards" und den "von uns gesetzten Grenzen gerecht zu werden", schrieb die Erzbischöfin in einem Offenen Brief. Zunächst gelte ihr Gebet der Person, die die Anschuldigen gegen den Bischof vorgebracht hätten. "Der Vertrauensbruch durch jemanden in einer so herausragenden Führungsrolle wird einen langen Weg der Heilung und unsere ständigen Gebete erfordern", so Nicholls.