Eigener Rat von Missbrauchsbetroffenen in Aachen gegründet

Betroffene wirken an Aufklärung mit

Im Bistum Aachen gibt es nun einen Betroffenenrat aus sieben Personen, die sexuellen Missbrauch durch Geistliche und kirchliche Mitarbeitende erfahren haben. 34 Betroffene haben am Wochenende die Mitglieder aus ihren Reihen gewählt.

Konferenztisch / © Pressmaster (shutterstock)

Dies teilte das Bistum Aachen am Dienstag mit. Der Rat werde sich zunächst eine eigene Geschäftsordnung geben und sodann mit dem Bistum Vereinbarungen zur eigenständigen und weisungsunabhängigen Arbeit treffen.

Vergangenen November hatte eine Steuerungsgruppe alle rund 120 Betroffene angeschrieben, die der Diözese bekannt sind. In diesem Jahr gab es bereits mehrere Treffen von Betroffenen, 48 von ihnen interessierten sich laut Bistum für die Gründung eines Rates. Er werde sich unter anderem für die Anerkennung und Aufarbeitung des Leids Betroffener einsetzen. Auch solle er die Arbeit des Bistums hinsichtlich von Prävention und Intervention begleiten.

Verbindliche Rahmenbedingungen

Helmut Dieser, Bischof von Aachen, 2020 / © Julia Steinbrecht (KNA)
Helmut Dieser, Bischof von Aachen, 2020 / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Im Vorfeld hatte die Steuerungsgruppe dem Bistum zufolge bereits Rahmenbedingungen für den Rat und seine Zusammenarbeit mit dem Bistum erstellt. Bischof Helmut Dieser habe diese für verbindlich erklärt.

Zu den Vereinbarungen gehöre etwa, dass der Betroffenenbeirat zwei Mitglieder in die Aufarbeitungskommission des Bistums entsenden und von der Diözese nötige Ressourcen zur Verfügung gestellt bekommen soll. Der Rat solle sich regelmäßig mit dem Bischof und seinen Vertretern austauschen und die Diözese hinsichtlich ihrer Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt beraten.

Missbrauchsuntersuchung für das Bistum Aachen

Bischof em. Mussinghoff: Seit Dezember 2015 im Ruhestand (dpa)
Bischof em. Mussinghoff: Seit Dezember 2015 im Ruhestand / ( dpa )

Im November 2020 veröffentlichten Rechtsgutachter eine vom Bistum Aachen beauftragte Missbrauchsuntersuchung. Das Gutachten beleuchtete auch die Frage, wie Führungskräfte mit beschuldigten Priestern umgingen. Namentlich belastet werden neben bereits gestorbenen Amtsträgern Altbischof Heinrich Mussinghoff und der frühere Generalvikar Manfred von Holtum. Sie hätten häufig eine "unverdiente Milde" gegenüber verdächtigten und verurteilten Geistlichen walten lassen und diese oft wieder in der Seelsorge eingesetzt, so die Gutachter. Bischof Dieser verlangte von ihnen "Zeichen der Reue".

Bistum Aachen

Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Spitze des Aachener Doms / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Das Bistum Aachen mit einer Fläche von 4.022 qkm liegt im Westen von Deutschland. Es erstreckt sich von der Nordeifel (Mechernich, Schleiden) bis zum Niederrhein (Krefeld). Die angrenzenden Diözesen sind Köln, Münster, Essen, Trier, Lüttich (Belgien) und Roermond (Niederlande).

Das Bistum Aachen umfasst insgesamt 57 Kommunen. In den drei Großstädten Aachen, Mönchengladbach und Krefeld leben 383.319 von 1.037.352 Katholikinnen und Katholiken, die anderen in den 54 weiteren Kommunen.

Quelle:
KNA