Das Global Footprint Network hat für das vergangene Jahr den 5. Mai errechnet. Gründe für den frühen Termin sind unter anderem der weiterhin viel zu hohe Energieverbrauch, der hohe CO2-Ausstoß im Verkehr und in der Massentierhaltung sowie die Verunreinigung von Böden, Luft und Grundwasser. Auf die globale Bevölkerung hochgerechnet, bräuchte der deutsche Lebensstil die Fläche von drei Erden.
Die Entwicklungsorganisation INKOTA-netzwerk forderte am Dienstag die Bundesregierung dazu auf, eine Wende einzuleiten und im Rahmen der geplanten Überarbeitung der deutschen Rohstoffstrategie die Verringerung des Rohstoffverbrauchs auf ein global verträgliches Maß zu verankern.
"Das ist eine verkehrte Welt. Wir können es uns nicht leisten, auf Kosten zukünftiger Generationen und der Menschen im Globalen Süden immer mehr Rohstoffe zu verbrauchen. Schon jetzt leiden Menschen in Rohstoffabbaugebieten unter Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung, obwohl sie am wenigsten zum Rohstoffverbrauch beitragen", erklärte Lara Louisa Siever vom INKOTA-netzwerk.
Rohstoffwende gefordert
Die Bundesregierung hatte sich im Koalitionsvertrag vorgenommen, den primären Rohstoffverbrauch zu senken und Kreislaufwirtschaft zu stärken. Jetzt plant sie, die deutsche Rohstoffstrategie aus dem Jahr 2020 zu überarbeiten. "Bisher kamen Menschenrechts-, Umwelt- und Klimaschutz sowie nachhaltige Lieferketten unter die Räder. Wir brauchen eine echte Rohstoffwende", erklärt INKOTA. Die Versorgungssicherheit mit Primärmetallen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie hätten bislang an erster Stelle gestanden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erklärte, der frühe deutsche Erdüberlastungstag sei ein Alarmsignal und Armutszeugnis für eine verfehlte Umwelt- und Naturschutzpolitik der vergangenen Jahre. "Wir leben auf Pump und auf Kosten der Menschen im globalen Süden", sagte Bundesgeschäftsführerin Antje von Broock. "Wir alle tragen mit unserer Art zu leben, zu arbeiten, zu konsumieren, zu essen, zu bauen oder zu reisen, dazu bei, den Planeten auszuplündern." Der Krieg in der Ukraine zeige zusätzlich, wie knapp und wie kostbar die endlichen Ressourcen seien.
Von Broock forderte von der Bundesregierung, das geplante Energieeffizienzgesetz mit verbindlichen Zielen ausstatten. Für die einzelnen Sektoren müssten wirksame Vorgaben zur Energieeinsparung festgelegt werden. "Einfach umzusetzende und sofort wirksame Maßnahmen wie ein generelles Tempolimit auf Autobahnen sollten schnell eingeführt werden." Für die rasche energetische Modernisierung von Gebäuden seien gesetzliche Vorgaben notwendig. In der Landwirtschaft müsse der energieintensive Düngemitteleinsatz verringert werden.