DOMRADIO.DE: Sie betreiben seit knapp 30 Jahren ökologische Landwirtschaft, sind als "grünes Kloster" bekannt. Spielen Bauernregeln da überhaupt noch eine Rolle?
Pater Beda Maria Sonnenberg OSB (Abt der Benediktinerabtei Plankstetten): Schon, das ist ein bisschen emotional. Ich komme aus dem Fränkischen. Da gibt es eine Bauernregel, die heißt: "An St. Kunigunde kommt die Warm' von unt'." Kunigunde ist Anfang März und man merkt, dass ganz langsam der Winter zu Ende geht und der Frühling auftaucht.
Oder eine andere Bauernregel sagt: "St. Matthais bricht's Eis. Hat er keins, dann macht er eins". Bis hin zu Regeln, die wir schon als Kinder so gelernt haben.
Wir merken, in dieser Zeit bewegt sich was in der Natur. Da freue ich mich jedes Mal, wenn diese Heiligen kommen und ich merke, wie der Winter zu Ende geht.
DOMRADIO.DE: Wetterexperte Jörg Kachelmann sagt aber, das mit den Eisheiligen sei Unsinn, man solle durchaus schon vorher aussäen. Was raten Sie für den heimischen Balkon oder Garten?
Sonneberg: Vorsicht. Das kann man erstens nicht generell sagen, weil die Eisheiligen ja immer sehr singulär sind und für ganz bestimmte Regionen gelten. In der Arktis gibt es logischerweise keine Eisheiligen. Also, das gibt es nur in Gegenden, wo das Klima schon so strukturiert ist, dass man damit rechnen kann, dass es zu Einbrüchen kommt.
Darum geht es bei dieser ganzen Geschichte. Mit den Augen und mit dem Gefühl an eine solche Sache heranzugehen, also zu fragen: Traue ich mir jetzt wirklich auszusäen?
DOMRADIO.DE: Was sagen Ihre Erfahrungswerte der vergangenen Jahre? Gab es die Eisheiligen da?
Sonneberg: Ja. Es gab Jahre, wo es zum Beispiel so kalt wurde, dass die ganze Apfel- oder Kirschblüteblüte kaputt gewesen ist. Dafür ist jetzt die Zeit. Das ist an sich ganz bitter.
Wir schauen mit sehr, sehr großer Sorge auf diese Zeit, weil wir auch von den Apfel-, Kirsch-, und Birnbäumen leben. Da haben wir schon Angst. Wobei wir nichts machen können.
DOMRADIO.DE: Am 12. Mai ist Pankratius. Was ist das für ein Heiliger?
Sonneberg: Er war ein Märtyrer des dritten, Anfang vierten Jahrhunderts. Mit 14 Jahren hat er das Martyrium erlitten, ist dann in einer Kirche, Sankt Pankratius vor den Mauern, bestattet worden und hat im zehnten Jahrhundert einen großen Aufschwung erlebt, nachdem im neunten Jahrhundert auf Fürbitte des Heiligen die Stadt Rom erobert wurde, so der Kontext.
DOMRADIO.DE: Es wird vielfach vermutet, dass auch der Klimawandel schuld daran hat, dass die Eisheiligen schwächer werden. Sie tun einiges gegen den Klimawandel, sind vorbildlich ökologisch, zum Beispiel durch die Wärmedämmung mit Stroh, verfolgen auch ein autarkes Konzept, womit sie sich überwiegend von russischem Gas unabhängig gemacht haben. Wie geht das?
Sonneberg: Gas ist ein Thema. Wir müssen aber bestimmte Betriebe wie Bäckerei, Metzgerei und die Küche mit Gas befeuern. Das geht momentan nicht anders. In anderen Bereichen sind wir weg vom Gas und auch sehr, sehr reduziert mit dem Erdöl unterwegs.
Wir beheizen des Haus über "Hackschnitzel" (Hackschnitzel dienen vor allem als Rohstoff für die holzverarbeitende Industrie sowie als biogener und erneuerbarer Brennstoff, Anm. d. Red.). Wir haben eine Biogasanlage, wir haben Photovoltaik und wir haben eine Solaranlage.
Eine große Neuerung ist auch die Kühlung in der Küche mit Quellwasser, das dann angewärmt in den Garten hinausgeht, um dort die Pflanzen zu begießen. Da lässt sich also sehr, sehr viel machen, Man braucht gute Berater. Und man braucht auch die Ideen.
Das Interview führte Tobias Fricke.