Prager Kardinal Duka tritt zurück

Nachfolger wird Jan Graubner

Die Erzdiözese Prag erhält einen neuen Erzbischof. Nachfolger von Kardinal Dominik Duka, dessen Rücktritt der Papst am Freitag annahm, wird der bisherige Bischof von Olmütz, Jan Graubner, wie der Vatikan mitteilte.

Kardinal Dominik Duka mit Journalisten / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Kardinal Dominik Duka mit Journalisten / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Tschechiens Staatspräsident Milos Zeman hat dem künftigen Prager Erzbischof Jan Graubner gratuliert. Mit seiner Ernennung habe Papst Franziskus die Bedeutung der Kontinuität in der tschechischen Kirche bestätigt, sagte Zeman laut "Radio Prag" (Freitag).

Milos Zeman, sozialdemokratische Politiker und ehemaliger tschechischer Präsident / © Jaroslav Oana (dpa)
Milos Zeman, sozialdemokratische Politiker und ehemaliger tschechischer Präsident / © Jaroslav Oana ( dpa )

Ministerpräsident Petr Fiala wünschte dem bisherigen Erzbischof von Olomouc (Olmütz) "viel Kraft, Weisheit und Gottes Segen". Kulturminister Martin Baxa erklärte laut dem Bericht, er freue sich auf die Zusammenarbeit, zum Beispiel beim Thema Denkmalschutz.

Nachfolger von Kardinal Duka

Am Freitag hatte Papst Franziskus den 73-jährigen Graubner zum Nachfolger von Kardinal Dominik Duka (79) ernannt, der die Hauptstadt-Erzdiözese seit 2010 leitete. Graubner, seit 1992 Erzbischof von Olmütz, hatte Duka bereits vor zwei Jahren im Vorsitz der Tschechischen Bischofskonferenz abgelöst. Ende 2020 überlebte Graubner eine Covid-19-Erkrankung nur knapp.

"Caritas-Bischof" des Landes

Der neue Prager Erzbischof war schon von 2000 bis 2010 Vorsitzender der tschechischen Bischöfe und ist seit vielen Jahren "Caritas-Bischof" des Landes. Das Amt des Erzbischofs von Prag war in den vergangenen Jahrzehnten traditionell auch mit der Verleihung der Kardinalswürde durch den Papst verbunden. Das Diözesangebiet umfasst den Zentralraum um die tschechische Hauptstadt, wo nach Angaben der Erzdiözese rund 550.000 der 2,3 Millionen Einwohner katholisch sind.

Erzbischof Jan Graubner / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Jan Graubner / © Romano Siciliani/Agenzia Romano Siciliani ( KNA )

Jan Graubner wurde am 29. August 1948 in Brno (Brünn) geboren und wuchs mit vier Geschwistern in Straznice auf. Nach der Matura wurde er nicht zum höheren Studium zugelassen und verdiente sich als Arbeiter seinen Lebensunterhalt. Erst während des "Prager Frühlings" im Jahre 1968 durfte er in Olmütz das Theologiestudium aufnehmen.

1973 wurde Graubner zum Priester geweiht. Danach war er als Seelsorger in kleinen Orten tätig, wobei er sich unter der Bevölkerung große Sympathien erwarb.

Erzbischof von Olmütz

1990 ernannte Johannes Paul II. den damals 42-Jährigen zum Weihbischof von Olmütz. Nach dem Tod von Erzbischof Frantisek Vanak 1991 wurde er Diözesanadministrator der Erzdiözese. Am 28. September 1992 wurde er Erzbischof von Olmütz und damit Metropolit der mährischen Kirchenprovinz mit den Diözesen Olmütz, Brünn und Ostrau-Troppau (Ostrava-Opava).

Zu Graubners Verdiensten zählt unter anderem die Wiederbelebung der Tradition der Nationalwallfahrten nach Velehrad. In der Diözese Olmütz sorgte er für den Wiederaufbau der Kirchenstrukturen nach kommunistischer Zeit und einen Fokus auf Familienseelsorge, gründete mehrere Schulen und initiierte die mit der Sternsingeraktion vergleichbare Drei-Königs-Sammlung. 2008 zeichnete der damalige Staatspräsident Vaclav Klaus Erzbischof Graubner mit dem "Masaryk-Orden II. Klasse" aus. Er spricht fließend Deutsch und hat sich um die Aussöhnung mit heimatvertriebenen Sudetendeutschen verdient gemacht.

Kirche in Tschechien

In der Tschechischen Republik bekennt sich nur noch eine Minderheit der Bevölkerung zu einer Religionsgemeinschaft. 2018 bezeichnete sich laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Stem noch jeder vierte tschechische Bürger als gläubig, jeder dritte dagegen als Atheist. Zu den Gläubigen rechneten sich demnach häufiger Frauen, Personen über 45 Jahre sowie Bürger kleinerer Gemeinden.

Altstädter Ring in Prag / © dimbar76 (shutterstock)
Quelle:
KNA