"Unterwegs in eine neue Welt, in der ein Glaube uns zusammenhält. Unterwegs in eine neue Zeit, wir vertraun auf Gottes Ewigkeit. Unser Glaube an eine neue Welt, in der nicht Krieg, sondern nur der Friede gilt, verleiht uns Füße, die Friedenswege finden, mit Gottes Segen Gewalt das Ende künden." Das Lied, das die 39 Mädchen und Jungen am Ende des festlichen Gottesdienstes für ihre Familien gut sichtbar vor dem Altar singen, bringt die Kernbotschaft dieser Erstkommunionfeier abschließend noch einmal auf den Punkt: Da, wo sich Himmel und Erde miteinander verbinden – da ist Gott ganz nahe. Und da geht es gerecht zu. Wo die Menschen nach Gottes Gebot "Liebt einander" leben, herrscht Friede.
Wenn es doch so einfach wäre! Und trotzdem: Musikalisch stimmiger kann die Feier nicht zu Ende gehen. Schließlich vermitteln die Acht- und Neunjährigen mit ihrem anrührenden Vortrag bereits eine Vorfreude auf das, was sie als Schülerinnen und Schüler der Domsingschule und damit als zukünftiger Nachwuchs der Chöre am Kölner Dom schon bald gewohnheitsmäßig tun werden: die Liturgie der Eucharistiefeiern an Sonn- und Feiertagen in der Kathedrale aktiv mit ihrem Gesang unterstützen und mitgestalten. Es ist in jedem Jahr einer der Tage, auf den die Drittklässler dieser Erzbischöflichen Grundschule in Lindenthal zusehends hinfiebern: endlich die weiße Albe tragen und unter feierlichem Orgelbrausen in die Kirche einziehen dürfen. Dass nun – anderthalb Stunden später – alle Aufregung und Anspannung von ihnen abfällt, ist ihren fröhlichen Gesichtern anzusehen. Aber man hört es auch dem "Motto-Lied" an, das sie allein für diesen Tag im Schulchor einstudiert haben und das noch einmal unterstreicht, was ihnen Schulseelsorger Burkhard Hofer in der mehr als halbjährigen Vorbereitungszeit mit auf den Weg geben wollte: Du bist Gottes geliebtes Kind. Und Gott bleibt nicht fern, sondern will den Menschen nahe sein und ihnen Kraft schenken.
Feierlicher Einzug in den Altarraum
Denn mit intensiven Lerneinheiten, den wöchentlichen Koki-Stunden, eigenen Sonntagsgottesdiensten am Dreikönigenschrein und der Tauferinnerungsfeier vor einer Woche sind die Drittklässler von ihm sowie den Klassenlehrerinnen Violetta Petermann und Brigitte Farber auf den Empfang der Eucharistie vorbereitet worden. Und nachdem in den zwei letzten Jahren die Erstkommunionfeier pandemiebedingt immer auf den Spätsommer verschoben werden musste und jede Klasse das große Fest im Dom aufgrund der Abstandsregeln jeweils nur alleine für sich feiern durfte, ist es dann an diesem Sonntag schließlich soweit: In langer Prozession, mit den brennenden Kommunionkerzen in ihren Händen, ziehen sie als große Gemeinschaft feierlich hinter den Messdienern durch den Mittelgang des Domes ein und versammeln sich dann zur Eucharistiefeier um den Altar.
In der Vierung unweit des Bischofsstuhls steht ihr Kommunionbild mit dem Titel "Auf zur heiligen Stadt", das sie in den vergangenen Wochen gemeinsam mit dem Künstler Hans Christian Rüngeler erarbeitet haben. Dieser kreative Gestaltungsprozess ist einer von vielen Bausteinen auf dem Weg der Vorbereitung zur Erstkommunion gewesen und hat in dieser Zeit zusätzlich für die Kinder erfahrbar gemacht, dass Gott immer für sie da ist, sie durchs Leben führt, Angst nimmt und tröstet. Aber es soll auch zum Ausdruck bringen, dass jeder Einzelne aufgerufen ist, an dieser neuen Stadt mitzubauen – mit allem, was er an individuellen Möglichkeiten, Talenten und persönlicher Kraft einbringen kann.
Dass die Zusage von Gottes Schutz und Beistand bei den Kommunionkindern angekommen ist, zeigen sie mit ihren Wortbeiträgen. Sonja formuliert: "Gottes Nähe haben wir schon in der Vorbereitung gespürt, als wir Geschichten aus der Bibel gehört, Lieder gesungen und miteinander gebetet haben." Sereno sagt: "Seine Liebe wollen wir weiterschenken und mithelfen, seine neue Welt aufzubauen." Und Johannes erklärt: "Zurzeit leben wir in einer Welt, in der Krieg herrscht. Gott verspricht uns: Ich mache alles neu. Wir freuen uns darüber, dass Gott uns eine neue Welt schenkt, in der es keine Trauer und keinen Tod mehr gibt. Durch die Kommunion gestärkt wollen wir uns immer für den Frieden einsetzen", verspricht der Achtjährige.
Auch an diesem Vormittag im Dom betont Schulseelsorger Hofer noch einmal, worauf es ihm im Unterricht mit den Kindern angekommen ist, als er mit Elisabeth und Johann stellvertretend für alle anderen Kommunionkinder das farbenfrohe Kunstwerk betrachtet und es von den beiden für die anwesenden Familien erklären lässt. In dieser dargestellten Stadt, wohin die Kinder unterwegs seien, gehe es bunt und fröhlich zu, niemand gleiche dem anderen, lässt er sie herausarbeiten. Schließlich hat sich auf dem Bild jedes Kind selbst dargestellt: "Gott kommt uns aus dem Himmel entgegen", erläutert Hofer dazu, "weil er sich für uns interessiert und weil er will, dass es uns gut geht. Er hat uns Jesus, seinen Sohn, geschickt. Mit ihm ist sein Reich auf der Erde schon angebrochen. Überall da, wo sich wie auf Eurem Bild Himmel und Erde berühren", wendet er sich seinen jungen Zuhörern zu, "da zeigt es sich. Dort herrscht Frieden", nach dem sich gerade alle sehnten, betont der Schulseelsorger.
"Alle respektieren sich und freuen sich", beschreibt Hofer das Bild weiter. "Gottes Reich ist überall da sichtbar, wo es fröhlich und friedlich, fair und gerecht zugeht, wo wir Menschen aufeinander Rücksicht nehmen. Da zeigt sich der Himmel auf Erden." Die Berührung von Himmel und Erde sei aber an diesem Morgen auch spürbar im Empfang der ersten heiligen Kommunion, da sich hierin Jesus Christus mit dem Menschen verbinde, aber auch die Menschen untereinander Gemeinschaft – "das ist Kommunion" – herstellten. Wörtlich sagt Hofer: "In der Kommunion schenkt Gott Euch von jetzt an immer wieder Kraft, dass Ihr mitbaut an seiner heiligen Stadt, an seinem Reich, das schon mitten unter uns angebrochen ist."
Auf den Lesungstext aus der Offenbarung, in der Johannes von seiner Vision einer heiligen Stadt spricht, geht auch Domdechant Monsignore Robert Kleine ein, als er den Kindern erklärt, dass der Kölner Dom ein Abbild des himmlischen Jerusalem sei, weil man damals vor über 750 Jahren den Plan gehabt habe, "diese Stadt vom Himmel zu bauen". Weiter fährt er fort: "Das Schöne ist, in dieser Kirche sind wir jetzt. Und wenn in dieser Kirche nicht gerade Gottesdienst gefeiert würde, dann wären das nur Steine. Wir aber sorgen dafür, dass dieses himmlische Jerusalem, diese Kathedrale, lebendig ist. Wir sind sozusagen die lebendigen Steine in dieser Stadt. Und wo wir ein bisschen den Himmel auf die Erde holen können, da gibt es eine Weite, da kann Frieden gelingen. Dann reicht man einander die Hand und ballt nicht die Faust."