"Die politischen Behörden, die über die Zukunft Israels und Palästinas entscheiden, wie auch die wichtigsten Teile der internationalen Gemeinschaft scheinen nicht bereit zu sein, wahrheitsgemäß und mutig darüber nachzudenken, was im Heiligen Land geschieht", heißt es in einer am Montagabend verbreiteten Stellungnahme der bischöflichen Kommission "Justitia & Pax" zur gegenwärtigen Welle der Gewalt vor Ort.
Durch diese Handlungsunfähigkeit könnten die Ursachen für die Gewalt nicht beseitigt werden. Das Verständnis für die Ursachen sei jedoch "der einzige Weg, um einen Ausweg aus diesem tödlichen Kreislauf zu finden".
Gewalt sei zu einem festen Bestandteil des andauernden Konflikts geworden. So seien in den vergangenen zwei Monaten 45 Palästinenser, 16 Israelis und 2 Arbeitsmigranten getötet worden. Die Gewalt werde anhalten, und solange "den Bewohnern Ost-Jerusalems, des Westjordanlandes und des Gazastreifens ein militärisches Besatzungsregime auferlegt" werde und innerhalb Israels "ein Regime der Diskriminierung" fortbestehe. Mitverantwortlich sei auch die internationale Gemeinschaft, die sich ihrer Verantwortung für die Situation in Israel-Palästina entziehe.
Bischöfe: Besatzung "Palästinas" sei Kernproblem
Die primäre Ursache der Gewalt sieht die Kommission in der andauernden Besatzung "Palästinas". Verschärfend kämen die Spannungen in Jerusalem hinzu, die unter anderem durch die "ständige Bedrohung des Status quo im Haram al-Sharif" (Tempelberg) sowie "erdrückende Zugangsbeschränkungen zu den Heiligen Stätten" genährt würden.
Als "ungeheuerlich" bezeichnet es die bischöfliche Kommission, dass der Großteil von Gewalttaten gegen Palästinenser von israelischen Siedlern verübt werde, die in Teilen des besetzten Westjordanlandes "eine Herrschaft der Gesetzlosigkeit und des Terrors über palästinensische Familien, Stadtviertel und Dörfer" ausübten und dabei allzu oft von der israelischen Armee unterstützt werde.
Anschläge von Palästinensern bezeichnete die Kommission als "Zeichen der Verzweiflung angesichts der anhaltenden Diskriminierung von Arabern in Israel selbst und des Regimes der Ungleichheit". Verbale und gewaltfreie Proteste würden von der internationalen Gemeinschaft ignoriert. Zu einem Gefühl der Frustration trügen auch die sogenannten "Abraham-Abkommen" zwischen Israel und arabischen Ländern bei, die den israelisch-palästinensischen Konflikt "eklatant" ignorierten.
Israel suche den "'Frieden', wo kein Frieden zu finden ist" mit den Regimen der arabischen Länder, aber nicht mit den Menschen in der Region. Erst, wenn die Rechte der Palästinenser umgesetzt seien, könne ein neues Kapitel in der Region aufgeschlagen werden.