Richterin Sophie Schwartz entschied am Freitag, dass der polnische Geistliche Dariusz Oko (61) und der emeritierte Theologieprofessor Johannes Stöhr (91) Geldauflagen von 3.150 Euro und 4.000 Euro entrichten müssen. Vorab waren in der Sache Strafbefehle ergangen, gegen die Oko und Stöhr Einspruch eingelegt hatten. Sie gelten nun als nicht vorbestraft.
In der Verhandlung ging es um die publizistischen Tätigkeiten der Priester für die Zeitschrift "Theologisches". Oko hatte in einem Beitrag homosexuelle Priester in der katholischen Kirche unter anderem als "Parasiten", "Plage" und "Krebsgeschwür" bezeichnet.
Stöhr, der früher an der Universität Bamberg lehrte, ist Chefredakteur der Zeitschrift.
Absichtlich falsch verstanden
Er habe nicht über homosexuelle Priester im Allgemeinen geschrieben, sondern über solche, "die Straftaten begehen und die Kirche zerstören", argumentierte Oko. In Wahrheit verteidige er die Opfer von Missbrauch und werde absichtlich falsch verstanden. Es sei nicht seine Absicht gewesen, jemanden zu verletzen. Chefredakteur Stöhr drückte ebenfalls sein Bedauern aus. Er könne nicht alle Beiträge inhaltlich prüfen. Beide versprachen Besserung für die Zukunft.
Richterin Schwartz erklärte, ihrem Eindruck nach zeigten Oko und Stöhr "eine gewisse Einsicht". Zudem seien beide nicht vorbestraft.
Obwohl Stöhr den Artikel nur verbreitet und nicht verfasst hat, überschreitet seine Geldauflage die von Oko. Denn das Gericht orientiert sich an den Nettogehältern. Die Zahlungen fließen an den Opferschutzbund Weißer Ring.
Entscheidung erntet Applaus
Mehrere Zuschauer im Gerichtssaal quittierten die Entscheidung mit Applaus. Die Verhandlung verfolgten polnische Presseteams und Privatpersonen. In Okos Heimatland hatten die Strafbefehle von vergangenem Juli viel Aufmerksamkeit und Kritik erregt. Oko, der an einer katholischen Universität in Krakau lehrt, äußert sich immer wieder in konservativen Medien in Polen zu Wort.
Der Verhandlung wohnte zudem der katholische Priester Wolfgang Rothe aus München bei, der die beiden Geistlichen angezeigt hatte. Mit der Entscheidung zeigte er sich zufrieden. Oko habe sich für seine Äußerungen entschuldigen müssen. "Für Hass und Hetze darf es in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz geben", sagte Rothe. Seit der Anzeige erhalte er Schmähnachrichten.