Die Verleihung des Internationalen Karlspreises steht in diesem Jahr unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine. "Wir alle möchten Frieden und wollen am Himmelfahrtstag ein Zeichen setzen, dass Europa sich gegen Diktaturen wehrt", erklärte der Vorsitzende des Preisdirektoriums, Jürgen Linden, am Montag in Aachen. Im dortigen Rathaus werden am Donnerstag - dem Hochfest Christi Himmelfahrt - die Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Veronika Zepkalo und Maria Kolesnikowa aus dem ukrainischen Nachbarland Belarus geehrt. Da Kolesnikowa dort inhaftiert ist, reist ihre Schwester Tatsiana Khomich nach Aachen.
Gäste bei der Verleihung
Die Festrede hält den Angaben zufolge Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola (EVP) spricht während des Essens am Vorabend. An der Verleihung nehmen außerdem Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), weitere Mitglieder der Landesregierung, einige frühere Karlspreisträger sowie der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, teil.
Europäischer Karlspreis für die Jugend
Zum Begleitprogramm mit zahlreichen Veranstaltungen gehört die Vergabe des Europäischen Karlspreises für die Jugend am Dienstagabend und das Karlspreis-Europa-Forum zum Thema "Europa nach der Zeitenwende" am Mittwoch. Vor der Preisverleihung findet am Donnerstagvormittag ein Gottesdienst mit Aachens Bischof Helmut Dieser im Dom statt. Nach der Übergabe werden die Bürgerrechtlerinnen sowie mehrere Ehrengäste zu einer Friedenskundgebung auf dem Katschhof erwartet.
"Ermutigender Einsatz für Freiheit"
Tichanowskaja, Kolesnikowa und Zepkalo werden für ihren "unglaublichen, ihren mutigen, ihren ermutigenden Einsatz für Freiheit, für Demokratie, für die Aufrechterhaltung der Menschenrechte und damit der europäischen Werte" geehrt, wie es hieß. Sie zählen zu den bekanntesten Gesichtern des gewaltfreien Widerstands in Belarus. Dem dortigen Machthaber Alexander Lukaschenko wird unter anderem Wahlbetrug vorgeworfen.
Der jährlich in Aachen verliehene Preis gilt als eine der bedeutendsten europäischen Ehrungen. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Namensgeber ist Kaiser Karl der Große (742-814). Er gilt als erster Einiger Europas und wählte Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz. 2021 erhielt Rumäniens Präsident Klaus Iohannis den Karlspreis.