Bischof Meier weiht traditionelle Petrusbrüder zu Diakonen

Liturgiewissenschaftler äußert Zweifel

Der Augsburger Bischof Bertram Meier weiht am Samstag in Lindenberg im Allgäu Priesteramtskandidaten der traditionalistischen Petrusbruderschaft zu Diakonen. Der Theologe Martin Klöckener hält das für "extrem problematisch".

Bischof Bertram Meier / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Bertram Meier / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Meier ist der erste deutsche Diözesanbischof, der eine solche Weihe bei den Petrusbrüdern vornimmt, die noch im alten Ritus die Messe feiern. Im vergangenen Jahr erst hatte Papst Franziskus Gottesdienste in dieser Form mit dem Dekret "Traditionis custodes" stark eingeschränkt. Die Petrusbruderschaft versteht sich im Gegensatz zur Piusbruderschaft als papsttreu. Nach ihren Angaben gilt das Papstdekret für sie nicht. Der in Freiburg/Schweiz lehrende Theologe Martin Klöckener hält Meiers Entscheidung für "extrem problematisch".

Teil der Diözesangemeinschaft

Der Augsburger Bischof begründete seine Zusage zur Weihe mit seiner Rolle als "Diener der Einheit, die in der Vielfalt liegt". Die traditionelle Liturgie gebe nach wie vor Katholiken in seinem Bistum und weltweit Halt in ihrer Glaubenspraxis. Die Bruderschaft gehöre in die "vielfältige geistliche Geografie" mit Klöstern, Ordensgemeinschaften und geistlichen Gruppierungen ganz unterschiedlicher Spiritualität in der Diözese. Das Priesterseminar der Gruppe ist in Wigratzbad in der Nähe von Lindau.

Der Bischof äußerte die Erwartung, dass sich die Petrusbruderschaft als Teil der Diözesangemeinschaft von Augsburg verstehe. Er verwies zudem darauf, dass das päpstliche Dekret diese Gruppe explizit ausnehme. Außerdem werde darin dem Diözesanbischof als "Leiter, Förderer und Wächter des gesamten liturgischen Lebens in der ihm anvertrauten Teilkirche" die Regelung der liturgischen Feiern in der eigenen Diözese anvertraut. "Dieser Verantwortung stelle ich mich auch in Bezug auf die Feiern der Liturgie vor der Reform von 1970."

Liturgiewissenschaftler sieht keine Zuständigkeit

Der Liturgiewissenschaftler Martin Klöckener sagte dem Schweizer Portal kath.ch: "Die Petrusbruderschaft wird sich nie als Teil der Diözesangemeinschaft von Augsburg verstehen und ist es auch rechtlich nicht. Der Bischof ist nicht ihr Ordinarius und hat keinerlei kirchenrechtliche Zuständigkeit für sie." Es sei "äußerst fragwürdig", wenn Meier die Bruderschaft mit Klöstern, Ordensgemeinschaften und geistlichen Gruppierungen ganz unterschiedlicher Spiritualität in der Diözese gleichstelle.

Die Priesterbruderschaft wurde 1988 auf Initiative von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) gegründet. Sie soll traditionalistischen Katholiken eine Heimat bieten und sie in die Kirche integrieren. Die Reformbeschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) sieht sie kritisch.

Traditionalisten - Piusbrüder und Petrusbrüder

Traditionalisten sind Anhänger der katholischen Kirche, die sich gegen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wenden. 

Zu unterscheiden ist zwischen Gruppierungen, die sich in kämpferischem Widerspruch zur nachkonziliaren Kirche sehen, und denen, die zwar traditionalistisch denken, aber mit dem Papst verbunden bleiben wollen.

Piusbrüder / © Paul Haring (KNA)
Piusbrüder / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA