Kirche in Wolfenbüttel weiht neues Ganzkörper-Taufbecken

Komplett untertauchen

In Wolfenbüttel steht eine besondere Weihe an. In der St. Petrus-Kirche gibt es nach langen Sanierungsarbeiten ein Ganzkörper-Taufbecken, bei dem der Täufling vollständig untertauchen kann. Der Brunnen fasst rund 1.000 Liter Wasser.

Ganzkörper-Taufbrunnen in Wolfenbüttel (privat)
Ganzkörper-Taufbrunnen in Wolfenbüttel / ( privat )

DOMRADIO.DE: Wie kann man sich Ihren Taufbrunnen vorstellen?

Neuer Ganzkörper-Taufbrunnen in Wolfenbüttel (privat)
Neuer Ganzkörper-Taufbrunnen in Wolfenbüttel / ( privat )

Christine Kreiß (Fachleiterin für Recht und Koordination in der St. Petrus-Kirche Wolfenbüttel): Es ist ein richtiger Brunnen in der Form eines Achtecks. Er ragt ungefähr 60 Zentimeter über der Erde heraus, geht aber auch in die Erde hinein, sodass er insgesamt eine Tiefe von 80 Zentimetern hat. Man kann über Stufen einsteigen und auch auf der anderen Seite führen Stufen in den Taufbrunnen hinein, sodass man sich auch als Erwachsener ganz in das Wasser begeben kann.

Der Brunnen hat zudem vier Überflüsse. Das Schöne daran ist, dass er immer mit Wasser gefüllt ist und permanent mit Wasser gespeist wird, welches an den vier Seiten überfließt.

DOMRADIO.DE: Trägt der Täufling bei der Ganzkörpertaufe eine besondere Kleidung? Denn der wird dann ja nass...

Kreiß: Er wird nass, das bleibt nicht aus. Er trägt aber nichts besonderes. Unser Bild ist bislang, dass jemand mit seinen alten Kleidern in den Taufbrunnen einsteigt - also bekleidet. Man weiß vorher, dass man in den Taufbrunnen geht. Man steigt ohne Schuhe ein, barfuß, und wenn man nach der Taufe wieder herauskommt, bekommt man ein Handtuch umgelegt.

Da gibt es jetzt auch eine Umkleide, die wir dafür geschaffen haben. Da kann man sich dann hinbegeben und seine neuen Kleider anziehen - auch als Zeichen, dass die Taufe einen erneuert hat.

Christine Kreiß

"Mit diesem Taufbrunnen wollten wir die Taufe und damit die Taufwürde aller Getauften nach vorne holen"

DOMRADIO.DE: Bischof Heiner Wilmer wird das neue Taufbecken am Dienstagabend weihen. Was ist da geplant?

Kreiß: Normalerweise wird ein Taufbrunnen ja mit der Kirche geweiht. Nun ist unsere Kirche bereits geweiht, insofern ist das etwas ungewöhnlich.

Er wird das Wasser weihen, so wie in der Osternacht das Weihwasser geweiht wird. Er wird mit der Osterkerze in den Brunnen steigen, die Osterkerze eintauchen und dabei ein Weihegebet sprechen. Dabei bekommt er zumindest nasse Füße, weil er da drin stehen wird, vielleicht bis zur Hüfte.

DOMRADIO.DE: Der Brunnen steht mitten in der Kirche und ist immer mit Wasser gefüllt. Welche Vorstellung steckt dahinter? 

Kreiß: Unsere Kirche war sehr sanierungsbedürftig. So haben wir von Anfang an überlegt, dass wir auch einen inhaltlichen Akzent setzen wollen, wenn die Kirche saniert wird. Mit diesem Taufbrunnen wollten wir die Taufe und damit die Taufwürde aller Getauften nach vorne holen. Sie sollte wirklich einen Akzent bekommen.

Bisher war es häufig so bei uns in der Kirche, dass über einer Schale getauft wurde. Wenn die Taufe vorbei war, wurde die Schale irgendwo in die Sakristei wieder in einen Schrank gepackt. Dieser Taufbrunnen dagegen bleibt stehen als deutliches Zeichen, wie wichtig die Taufe ist und damit auch, wie wichtig alle Getauften sind, welche Bedeutung das für die Kirche hat, aber vor allen Dingen auch für mein eigenes Leben.

Christine Kreiß

"Wenn die Taufe vorbei war, wurde die Schale irgendwo in die Sakristei wieder in einen Schrank gepackt"

DOMRADIO.DE: Das neue Ganzkörper-Taufbecken soll zu einem "Kraftort für alle werden". Wie stellen Sie sich das vor?

Kreiß: Es ist auf jeden Fall erst mal ein Zeichen, wenn man in die Kirche reinkommt. Wenn Sie die Kirche betreten, sehen Sie mitten im Kirchenschiff gleich diesen Taufbrunnen, der immer überfließt und einfach Freude macht.

Wir hatten gestern zum ersten Mal die Kirche auf. Es war ein Tag der offenen Tür, damit wir möglichst vielen die Gelegenheit geben, die Kirche schon mal zu sehen.

Um diesen Brunnen versammeln sich die Menschen. Er spricht die Besucher einfach an. Er ist das erste, worauf man zugeht. Gut, man könnte jetzt sagen, das ist einfach ein Brunnen. Aber wenn man weiß, dass es der Taufbrunnen ist, in dem getauft wird, bekommt das die Bedeutung eines Kraftortes. Neben dem Altarbereich, der ein anderer wichtiger Kraftort in der Kirche ist, wird dieses Taufbecken zu einem neuen Zentrum der Kirche.

Taufe

Die Taufe ist das erste und grundlegende Sakrament. Durch die Taufe wird der Mensch in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen. Die Taufe begründet die besondere, unauflösbare Gemeinschaft des Getauften mit Christus.

Symbolbild: Taufe / © Ruslan Lytvyn (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sie betonen in Ihrer Kirche die Bedeutung und besondere Verantwortung aller Getauften. Diese Verantwortung spiegelt sich auch in Ihrem Modell der Gemeindeleitung wider. Wie sieht dieses Modell der geteilten Führungsverantwortung aus?

Kreiß: Die Idee ist im Grunde, dass die Leitung nicht allein bei einem, also bei dem Priester oder Pfarrer liegt, sondern dass er auch Teile der Pfarreileitung abgeben kann. Das hat er in meine Richtung getan. Ich selbst bin Juristin, habe drei erwachsene Kinder, und wir haben uns die Leitung der Pfarrei aufgeteilt.

Pfarrer Eggers nimmt alles vor, was mit liturgischen Handlungen zu tun hat, er hält die Messen und spendet die Sakramente. Alle anderen Dinge wie die Kommunikation, die Koordinierung der Gremien oder auch diese Bauphase, das koordiniere ich.

Dabei arbeiten wir sehr eng zusammen. Das eine hängt von dem anderen ab. So unabhängig ist das alles immer gar nicht. So kommen im Grunde zwei Dinge zusammen: der Priester und die Würde des Getauften.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR