Prominenter Katholik und Dissident Miklosko wird 75

Seine Stimme hat in der Slowakei bis heute Gewicht

Sein Name steht für den Kampf um Menschenrechte und gegen Antisemitismus. Obwohl Frantisek Miklosko dreimal vergebens als Präsident der Slowakei kandidierte, ist er bis heute hochgeschätzt - vielleicht gerade deshalb.

Autor/in:
Wolfgang Bahr
Aussicht auf die Burg von Bratislava, die Altstadt und den Martinsdom in Bratislava, Slowakei / © Rasto SK (shutterstock)
Aussicht auf die Burg von Bratislava, die Altstadt und den Martinsdom in Bratislava, Slowakei / © Rasto SK ( shutterstock )

Er ist der bedeutendste Repräsentant eines konservativen und zugleich weltoffenen Katholizismus in der Slowakei: Frantisek Miklosko. An diesem Donnerstag (2. Juni) wird der prominente Dissident des Kommunismus und langjährige christdemokratische Politiker 75. Mikloskos Lebensgeschichte umspannt bruchlos die Nähe zum einstigen Geheimbischof Jan Chryzostom Korec (1924-2015) und den Einsatz für den in Ungnade gefallenen Erzbischof Robert Bezak. Seine Loyalität gilt gleichermaßen Papst Johannes Paul II. (1978-2005), der Korec 1990 zum Kardinal machte, wie Papst Franziskus, der Bezak 2021 rehabilitierte. Auch wenn sich Miklosko aus der Tagespolitik zurückgezogen hat: Seine Stimme hat in der Öffentlichkeit bis heute Gewicht.

Miklosko wurde 1947 in Nitra in eine gut vernetzte katholische Familie geboren. Schon während des Mathematik-Studiums in Bratislava (Pressburg) trat er in Verbindung mit der Untergrundkirche, die in der Slowakei anders als in Tschechien nicht von der Amtskirche losgelöst, sondern vor allem auf Gemeindeebene im Einklang mit ihr agierte. Miklosko reiht sich ein in die Linie des kroatischen Jesuiten Tomislav Kolakovic (1906-1990), der in der Slowakei den Grundstein für eine selbstbewusste Basisbewegung gelegt hatte, die nach 1948 auch dem Würgegriff des Kommunismus standhalten sollte.

Absage an Antisemitismus

Katholische Kirche in der Slowakei

Die Slowakei ist neben der Tschechischen Republik einer der beiden Nachfolgestaaten der Tschechoslowakei. Sie entstand nach dem Ende des kommunistischen Regimes von 1989 und der kurz darauf folgenden Gründung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik (ČSFR) durch die einvernehmliche und friedliche Trennung des tschechischen und slowakischen Landesteils am 1. Januar 1993.

Blick auf Bratislava / © Rasto SK (shutterstock)

Mikloskos Name ist besonders mit zwei Aktionen der slowakischen Untergrundkirche verknüpft: die Absage an jeglichen Antisemitismus, die auch eine Distanzierung vom "klerofaschistischen" slowakischen Staat im Zweiten Weltkrieg umfasste; und die Initiative zur "Kerzendemonstration" in Bratislava am Karfreitag 1988, die vom Staat die freie Entscheidung der Kirche bei der Wahl der Bischöfe sowie die Respektierung der Menschenrechte forderte.

Die Kundgebung wurde von der Polizei niedergeschlagen, doch ein Jahr später war die kommunistische Diktatur am Ende. Im November 1989 schloss sich Miklosko der zunächst federführenden Bürgerrechtsbewegung "Öffentlichkeit gegen Gewalt" (VPN) an. Bei den ersten freien Wahlen gelangte er in den Slowakischen Nationalrat und war von Juni 1990 bis Juni 1992 dessen Präsident. 1992 trat er der Christdemokratischen Bewegung (KDH) seines langjährigen Weggenossen Jan Carnogursky bei. 2004 kandidierte er erstmals für das Präsidentenamt der 1993 unabhängig gewordenen Slowakischen Republik.

Nach einem Zerwürfnis mit dem KDH-Vorsitzenden Pavol Hrusovsky verließ Miklosko die Partei und gründete 2008 die Konservativ-Demokratische Partei (KDS), für die er sich im selben Jahr abermals um das Präsidentenamt bewarb. Auch ins Europäische Parlament, für das ihn eine Koalition der KDS mit zwei weiteren Parteien 2014 nominiert hatte, kam er nicht; noch 2014 löste sich die junge Partei wieder auf. Zum dritten und nach eigener Aussage letzten Mal kandidierte er 2019 für das Amt des Staatsoberhaupts. Wie zuvor erzielte er allerdings nur ein mageres Ergebnis an der Sechs-Prozent-Marke.

Rehabilitierung im Jahr 2021

Die prominenten Unterstützer aus dem zersplitterten christdemokratischen Lager bezeugten jedoch Mikloskos westliche Ausrichtung: darunter Jan Figel, Chefunterhändler beim EU-Betritt der Slowakei und danach EU-Kommissar. Seine Weigerung, weder links- noch rechtspopulistische Unterstützer zu akzeptieren, belegte zuletzt auch Mikloskos eindeutige Parteinahme für die Ukraine und die Ablehnung des Putin-Regimes.

Seiner Positionierung in der Politik entspricht aber auch Mikloskos Entschiedenheit in der Kirche. Er war es, der 2012 die unmittelbar bevorstehende Absetzung Robert Bezaks als Erzbischof von Trnava durch Papst Benedikt XVI. (2005-2013) publik machte. Bezak symbolisierte für ihn ein unerschrockenes Zugehen auf die Menschen, insbesondere auf die Jugend. Seine Rehabilitierung beim Slowakei-Besuch von Papst Franziskus im September 2021 war für Miklosko eine große Genugtuung.

Und überhaupt Franziskus: Der sei gewissermaßen "ein Poet, so schön erfasst er das Problem des Menschen und setzt sich für ihn ein". Jeden Abend bete er mit seiner Frau für den um zehn Jahre älteren Papst, "dass er durchhält".

Quelle:
KNA