Russisch-orthodoxer Metropolit verurteilt Putins Krieg

Bankrotterklärung der Menschheit

Der Metropolit der Russisch-Orthodoxen Auslandskirche von Berlin und Deutschland, Mark Arndt, hat den Krieg Russlands in der Ukraine als Verbrechen bezeichnet. Den Priestern habe er freigestellt, in der Liturgie für Kyrill zu beten.

Mark Arndt, russisch-orthodoxer Erzbischof von Berlin und Deutschland / © Dieter Mayr (KNA)
Mark Arndt, russisch-orthodoxer Erzbischof von Berlin und Deutschland / © Dieter Mayr ( KNA )

Wenn Menschen aufeinander schössen, statt miteinander zu reden, sei das eine Bankrotterklärung der Menschheit, sagte der in Chemnitz geborene Erzbischof am Dienstag im Deutschlandfunk.

Kommissarischer Chef der gesamten russisch-orthodoxen Auslandskirche

Arndt ist seit Mitte Mai auch kommissarischer Chef der gesamten russisch-orthodoxen Auslandskirche, nachdem das bisherige Oberhaupt der rund 400 Gemeinden im Ausland, Metropolit Hilarion Kapral, am 16. Mai gestorben war. Arndt kündigte an, er werde der geplanten Bischofsversammlung vom 13. bis 21. September in New York nicht für das Amt des Auslands-Chefs kandidieren. Für einen 81-Jährigen sei es eher an der Zeit, sich zurückzuziehen.

Patriarch  Kyrill I. (l.) / © Natalia Gileva (KNA)
Patriarch Kyrill I. (l.) / © Natalia Gileva ( KNA )

Der Geistliche wandte sich auch gegen die Aussage des russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupts, des Moskauer Patriarchen Kyrill I., es handele sich um einen "metaphysischen Kampf" des Guten gegen das Böse. Arndt räumte ein, dass es auch vielen russisch-orthodoxen Geistlichen schwer falle, im Gottesdienst für das Kirchenoberhaupt zu beten. Er selber habe seinen Priestern das freigestellt, sei aber selber wieder dazu zurückgekehrt, für Kyrill in der Liturgie zu beten. Die Gemeindemitglieder wollten das so.

Westen habe Mitschuld an russischem Angriff

Der Erzbischof hatte kürzlich weithin für Aufsehen gesorgt, weil er dem Westen eine Mitschuld an dem russischen Angriff auf die Ukraine gegeben hatte. Jetzt erläuterte er, der Krieg habe bereits 2014 mit der Besetzung der Krim und des Donbass begonnen. Der Westen habe davon kaum Notiz genommen und nur wenig reagiert. Russlands Staatschef Putin habe daraus den Schluss gezogen, freie Hand zu haben.

Mark Arndt, russisch-orthodoxer Erzbischof von Berlin und Deutschland / © Dieter Mayr (KNA)
Mark Arndt, russisch-orthodoxer Erzbischof von Berlin und Deutschland / © Dieter Mayr ( KNA )

Ende Mai hatte sich der in einem Münchner Kloster lebende Metropolit dafür ausgesprochen, dass die Ukraine in die EU aufgenommen wird, "auch wenn dies auf russischer Seite wieder große Ressentiments hervorrufen kann". Russlands Krieg werde seine Kirche "ganz sicher" verändern, "und leider nicht zum Guten". "Mir fällt es schwer zu glauben, dass der ukrainische Teil unserer Kirche bei dem russischen bleiben will", so Arndt. "Und die Ukrainer sind die gläubigsten Mitglieder in der russisch-orthodoxen Kirche."

Russisch-orthodoxe Kirche

Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 150 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orthodoxe Nationalkirche. In Russland bekennen sich gut zwei Drittel der Bevölkerung zu ihr - etwa 100 Millionen Menschen. Fast alle übrigen früheren Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat ebenfalls zu seinem kanonischen Territorium.

Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate (shutterstock)
Russisch-orthodoxe Kirche mit Baugerüst / © Balakate ( shutterstock )
Quelle:
KNA