Am Mittwoch sei er in einem persönlichen Gespräch "zu Vorwürfen übergriffigen Verhaltens" angehört worden, so wie es die kirchlichen Ordnungen vorsähen. Anschließend habe Bischof Georg Bätzing den seit 2018 amtierenden Regens von allen Ämtern freigestellt, "um die Vorwürfe prüfen und aufklären zu können". Bätzing ist zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Die Anteilnahme des Bistums gelte der Familie des Verstorbenen. "Zugleich sind wir in Gedanken auch bei denen, die die Vorwürfe gemeldet haben", heißt es in der Stellungnahme.
"Sehr bedrückend"
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Online) berichtete, in den Wochen zuvor seien den zuständigen Ansprechpersonen in der südwestdeutschen Diözese Beschuldigungen gegen May bekannt geworden.
Bätzing habe den Geistlichen über die Vorwürfe informiert, wonach er gegenüber mehreren Personen übergriffig geworden sein soll. Das Bistum teilte weiter mit, der Priester sei im Auftrag Bätzings jahrelang mit verantwortungsvollen Ämtern betraut gewesen. Der Tod Mays sei daher "besonders auch für den Bischof, die Personalverantwortlichen und die Bistumsleitung sehr bedrückend".
Weiter heißt es: "Wir werden alles tun, um im Bistum in dieser wahrlich herausfordernden Situation eng zusammenzustehen."
Da zunächst die Familie sowie Haupt- und Ehrenamtliche über die "schreckliche Nachricht" informiert werden sollten, äußere man sich erst jetzt öffentlich. "Der Tod trifft uns sehr, ruft Bestürzung und Fassungslosigkeit hervor und hinterlässt viele Fragen", betonte die Diözese.
Die Staatsanwaltschaft Limburg geht laut einem Zeitungsbericht davon aus, dass sich der Leiter des Priesterseminars das Leben genommen hat. In der "Bild"-Zeitung (Online) ist ein Sprecher mit den Worten zitiert: "Nach den umfangreich geführten Ermittlungen gibt es keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden oder eine strafbare Handlung, die zum Tode des Verstorbenen geführt hat."
Mitglied im Limburger Domkapitel
May war Mitglied im Limburger Domkapitel und Bischofsvikar für Kirchenentwicklung. Überregionale Aufmerksamkeit erzielte er durch eine Predigt am 4. Oktober 2020, die im Internet viral ging.
Darin forderte er vehement eine Öffnung der katholischen Kirche, insbesondere mit Blick auf wiederverheiratete Geschiedene und homosexuelle Paare. May kritisierte in der Predigt auch, dass Frauen keinen Zugang zu Weiheämtern in der katholischen Kirche hätten.
In einer internen Mitteilung an die Mitarbeiter des Bistums heißt es: "Der Tod von Christof May trifft uns alle. Wir haben einen engagierten und sehr geschätzten Seelsorger verloren."
Der aus dem Westerwald stammende Priester studierte Philosophie und Theologie in Frankfurt und Rom. 2008 trat er seine erste Pfarrstelle an. Bevor er Regens wurde, war May Bezirksdekan in den Regionen Wetzlar und Lahn-Dill-Eder.