Künstler stellt seinen Jesus-Comic vor

Geschichten von Menschen

Als Buch und in Audioversion ist die Bibel schon oft erschienen, seltener als Comic! Simeon Wetzel hat lange an seiner Version des Jesus-Comic gearbeitet. Im Interview erklärt er, dass er bereits an einer animierten Version arbeitet.

Symbolbild: Bibel und Comic / © rogistok (shutterstock)
Symbolbild: Bibel und Comic / © rogistok ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie kommt man auf die Idee, die Bibel in einen Comic zu verwandeln?

Simeon Wetzel (Multimedialer Künstler und Gestalter): Ich habe sehr früh als Kind schon damit angefangen, Comics zu machen. Ich habe dann so ein paar Sachen ausprobiert, was man machen kann. Da kam mir die Idee, weil ich eben auch christlich aufgewachsen bin und mich ohnehin in der Zeit gerade selbst mit der Bibel beschäftigt habe: Warum nicht die biblischen Geschichten in diese Comic-Form bringen? Es ist am Anfang so entstanden: Ich wollte einfach was machen als Kind. Da will man ja kreativ sein und etwas gestalten.

Das hat sich dann über die Jahre aber dazu entwickelt, dass ich wirklich versuche, in diesem Comic Sachen sehr einfach darzustellen, sodass es auch Leute begreifen können, die vielleicht nicht mal aus dem christlichen Hintergrund kommen.

DOMRADIO.DE: Um diese Bibel zu gestalten, muss man schon ein bisschen bibelfest sein, oder?

Simeon Wetzel (Multimedialer Künstler und Gestalter)

"Ich habe jetzt auch keinen Anspruch darauf, dass das jetzt alles theologisch total korrekt ist, weil es auch schon ein sehr langes Projekt ist, was ich als Jugendlicher bereits angefangen hatte"

Wetzel: Ja, also ein bisschen schon. Man muss die Geschichten schon lesen, aber ich habe mich da auch nicht immer so genau an das biblische Skript gehalten. Zumindest am Anfang nicht. Ich habe es einfach selbst interpretiert, wie ich die Geschichten sehe.

Ich habe jetzt auch keinen Anspruch darauf, dass das jetzt alles theologisch total korrekt ist, weil es auch schon ein sehr langes Projekt ist, was ich als Jugendlicher bereits angefangen hatte, als ich nicht so den krassen Durchblick in der Bibel hatte, sondern die Geschichten eben gelesen und wiedergegeben habe, so wie ich sie sehe.

DOMRADIO.DE: Da gibt es ja zum Beispiel direkt auf der ersten Seite bei bei Maria und Josef diese Situation: Da erfährt dann Josef, dass Maria schwanger ist, und in der Sprechblase steht dann auch: "Sie hat einen anderen. ich verlasse sie!" Und drei Bilder später stehen dann beide in Brautkleid und Anzug da und sehen so aus, als ob sie heiraten würden. Also richtig bibeltreu ist das ja nicht.

Wetzel: Ja, genau. Das war auch die erste Geschichte, die ich gemalt habe. Da war ich vielleicht zwölf oder so. Da habe ich noch versucht, auch ein bisschen Witz mit reinzubringen, was ich dann später nicht mehr so sehr gemacht habe. Wenn sich etwas ergeben hat, was ein bisschen lustig war, war das okay. Aber ich habe dann nicht mehr versucht, irgendwie da witzige Sachen mit rein zu drücken, wo sie eigentlich nicht waren.

jesuscomic.de: Der Anfang, unterer Teil Seite 1 / © Simeon Wetzel/(CC BY-NC-SA 2.0 DE) (jesuscomic.de)
jesuscomic.de: Der Anfang, unterer Teil Seite 1 / © Simeon Wetzel/(CC BY-NC-SA 2.0 DE) ( jesuscomic.de )

DOMRADIO.DE: Während Sie jetzt Teile des Neuen und des Alten Testaments als Comic verarbeitet haben: Hat sich in dieser Zeit der Blick auf die Bibel und den Inhalt verändert bei Ihnen?

Wetzel: Bestimmt, ich kann jetzt aber nicht klar sagen, wie. Ich glaube, dass ich dadurch, dass ich mich damit beschäftige, auch gerade durch mein neues Projekt Bibelcartoon, wo dann animierte Sachen sind, dass ich über die Bibel sowieso mehr als Geschichten oder als Erzählungen nachdenke. Wie interagieren Leute da miteinander? Wie wirkt das auf Leute, was Jesus zum Beispiel sagt?

Man kann ja die Bibel als eine Art Gesetzeswerk sehen oder als Richtlinie fürs Leben. Man kann die Bibel aber auch aufsplitten und die einzelnen Geschichten der einzelnen Menschen ansehen, was sie mit Gott erlebt haben. Das will ich mit meinen Projekten mehr darstellen. Da ist das Medium ja auch perfekt dafür, also Comic und auch animierte Clips sind da perfekt, um Geschichten zu erzählen von Menschen.

DOMRADIO.DE: Jetzt kann ich mir durchaus vorstellen, dass es den einen oder anderen Gläubigen gibt, der wird sagen: Das darf man nicht. Bibel als Comic, das geht nicht. Was sagen Sie zu solchen Vorwürfen?

Wetzel: Was soll ich dazu sagen? Wer das so sieht, er sieht das so. Er kann das auch so leben. Aber es ist eigentlich Quatsch, weil es einfach ein künstlerisches Medium ist. Derjenige, das sagt: Bibel als Comic, das geht nicht, müsste eigentlich sagen, alle biblischen Darstellungen gehen nicht. An der Qualität oder an der Art oder Form könnte man vielleicht meckern, wenn man sagt: Okay, diese Figuren, die ich male, sehen nicht wie richtige Menschen aus, sie haben zu große Augen oder so was. Aber das ist ja nun kein theologischer Aspekt, wo man sagen kann, das geht nicht. Da müsste man alle Bilder ablehnen, die irgendwas mit Bibel zu tun haben.

DOMRADIO.DE: Dann frage ich mal anders: Wieso braucht es in Ihren Augen eine Comic-Bibel?

Wetzel: Die braucht es gar nicht unbedingt. Ich habe sie gemacht, weil ich kreativ bin und was schaffen wollte. Aber ich glaube, wir brauchen die Sicht auf die Bibel in eben diesen Geschichten: Was haben Menschen mit Gott erlebt? Wir brauchen auch einfach mehr multimediales Material, was auch online verfügbar ist, was Leute nutzen können. Da war es mir auch sehr wichtig, dass ich sage: Das muss wirklich verfügbar sein, das müssen Leute nutzen können, ohne da jetzt groß Geld dafür zu bezahlen, weil es eben das Wort Gottes ist. Und damit sollte man jetzt auch keinen Gewinn scheffeln.

DOMRADIO.DE: Da war ich auch sehr positiv überrascht, als ich das auf Ihrer Website gefunden habe. Sie verlangen da tatsächlich gar keinen Cent für. Man kann sich alles das, was Sie da gezeichnet haben, kostenlos anschauen und auch kostenlos als PDF herunterladen. Wäre das jetzt durchaus auch so ein Schritt, wo man sagen könnte: Das ist was, was die jungen Leute interessiert, weil Mangas gucken sich die jungen Leute ja auch an?

Wetzel: Das ist wirklich auf ein jüngeres Publikum getrimmt, weil es eben auch sehr einfach erklärt wird.

Jesuscomic.de: Die 12 Apostel / © Simeon Wetzel/(CC BY-NC-SA 2.0 DE) (jesuscomic.de)
Jesuscomic.de: Die 12 Apostel / © Simeon Wetzel/(CC BY-NC-SA 2.0 DE) ( jesuscomic.de )

DOMRADIO.DE: Die Bibel als Comic – teilweise lustig, teilweise ernst und immer wieder mit einem zwinkernden Auge. Herr Wetzel, was kommt als nächstes aus Ihrer Feder?

Wetzel: Ich bin schon an einem neuen Projekt dran, was eigentlich auch schon relativ weit ist. Das ganze Neue Testament ist fast schon fertig. In Deutsch, Englisch und Spanisch sogar habe ich es übersetzt. Das nennt sich Bibelcartoon. Das sind dann auch sehr einfach animierte Bibelgeschichten, die auch wieder auf YouTube sind, die man sich runterladen kann, wo es auch Arbeitsmaterial dazu gibt. Und da bin ich jetzt gerade dran, am Alten Testament anzufangen. Abraham ist schon da und wie gesagt, das komplette Neue Testament wetigehend. Also, die kompletten Evangelien sind schon fertig.

Das Interview führte Oliver Kelch.

Quelle:
DR