Jeder vierte Franzosen gebe jedoch an, mehr über die Bibel wissen zu wollen; nur fünf Prozent finden sie ganz uninteressant. Bei früheren Umfragen zum gleichen Thema hatten 2001 noch 42 Prozent und 2010 noch 37 Prozent der Bevölkerung eine Bibel zuhause.
Unter praktizierenden Katholiken und Protestanten verbreiteter
Zwei Gruppen in der Umfrage zeichnen sich durch größere bis große Vertrautheit mit der Bibel aus: regelmäßig praktizierende Katholiken und Protestanten. 87 beziehungsweise 79 Prozent von ihnen haben demnach eine Bibel und lesen sie regelmäßig.
"Die Bibel hat sich unter Praktizierenden verbreitet, weil sie ein Instrument spiritueller Autonomie ist", so der Soziologe Yann Raison du Cleuziou. Sie ermögliche, "sowohl ein spirituelles Leben zu führen als auch relativ unabhängig von religiösen Autoritäten und institutionellen Vorschriften zu sein".
Die Erhebung wird alle zehn Jahre vorgenommen, in diesem Jahr mit 2.050 Personen per Fragebogen Mitte März. "Das ist eine doppelt so große Stichprobe wie normalerweise; dadurch können wir Minderheitengruppen besser untersuchen", so Gautier Jardon von Ifop.
"Sammelbecken für Geschichten und Mythen"
Von den 19 Prozent, die angeben, die Bibel zu lesen, tun dies laut Umfrage nur 4 Prozent mindestens einmal im Monat. Der Psychoanalytiker Jacques Arenes, der regelmäßig biblische Geschichten zur Unterstützung seiner Patienten heranzieht, wertet das Wissen um die Bibel in der Gesamtgesellschaft als oberflächlich.
Die Bibel, "verstanden als Sammelbecken für Geschichten und Mythen, die uns helfen können, das menschliche Sein zu verstehen", sei nicht sehr präsent. Kultivierte Menschen wüssten heute mehr über Ovids Metamorphosen als über Hiob oder Kain und Abel.
Experten betonen auch, wenn 80 Prozent der befragten Franzosen die Bibel für "nicht präsent" in der französischen Gesellschaft hielten, liege dies auch daran, dass sie sich dieser Präsenz nicht bewusst seien. Tatsächlich sei sie in der Kunst, Literatur oder etwa im Erbe der Menschenrechte weiter allgegenwärtig.