ZdK sieht in Münsteraner Missbrauchsstudie einen Meilenstein

"Zukunftsweisende Erkenntnisse"

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken würdigt die Missbrauchsstudie für das Bistum Münster als "Meilenstein auf dem Weg der Aufarbeitung". Der historische und sozial-anthropologische Ansatz sei besonders lobenswert.

Marc Frings / © Harald Oppitz (KNA)
Marc Frings / © Harald Oppitz ( KNA )

Denn dieser führe "zu neuen, zukunftsweisenden Erkenntnissen", erklärte Generalsekretär Marc Frings am Montag in Berlin. Die bislang vorliegenden juristischen Gutachten aus anderen Bistümern würden durch die neue Studie entscheidend ergänzt.

Katholizismus in seiner Binnenstruktur untersucht

Das Forschungsteam um die Historiker Thomas Großbölting und Klaus Große Kracht fragt laut Frings "nicht nur nach Tätern und Betroffenen, nach Straftaten und deren Häufigkeit, sondern untersucht auch den Katholizismus in seiner Binnenstruktur". In den Blick kämen die Machtstellung des Priesters, die Rollenkonflikte der kirchlichen Vorgesetzten sowie die über Jahrzehnte dominante Konzentration auf das Image der Kirche.

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )

ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose erklärte: "Die Aufarbeitung im eigentlichen Sinne kann erst beginnen, wenn die Bereitschaft zu einer kritischen Innen-Revision da ist." Der Reformdialog Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland trage dazu Entscheidendes bei, so Frings.

Hohe Dunkelziffer befürchtet

Die am Montag vorgestellte Studie weist allen Münsteraner Bischöfen seit 1945 Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen nach. Beschuldigte und teils verurteilte Geistliche seien immer wieder versetzt worden und damit weitere Taten ermöglicht worden. Dem aktuellen Bischof Felix Genn (72) bescheinigen die Autoren, in seinen ersten Jahren in Münster reuigen Tätern kirchenrechtlich nicht immer mit der gebotenen Strenge begegnet zu sein und erst später den Umgang mit Missbrauchsfällen verändert zu haben.

Die Untersuchung zählt nach Auswertungen von Akten und Betroffenen-Interviews 196 Beschuldigte. Die Zahl der Betroffenen liegt bei 610, davon drei Viertel männlich und ein Viertel weiblich. Die Dunkelziffer sei aber acht- bis zehnmal so hoch, so die Studienautoren.

Bistum Münster

Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied (dpa)
Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied ( dpa )

Das Bistum Münster ist mit etwa 1,92 Millionen Katholiken die nach Mitgliedern zweitgrößte Diözese Deutschlands. Das an die Niederlande angrenzende und bis an die Nordsee reichende Bistum ist auf einer Fläche von 15.000 Quadratkilometern in fünf Regionen gegliedert. Vier von ihnen liegen in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt der eigenständige Offizialatsbezirk Oldenburg in Niedersachsen. Seit 29. März 2009 leitet Bischof Felix Genn das Traditionsbistum.

 

Quelle:
KNA