Eine Unterstützung der Ukraine auch mit Waffenlieferungen hat das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epiphanius von Kiew und der ganzen Ukraine, gefordert. "Wir bitten um Gebete, wir danken für humanitäre Hilfe und die Aufnahme von Geflüchteten", sagte Epiphanius am Dienstagabend auf einer Veranstaltung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. "Wir bitten aber auch um größere Hilfe durch schärfere Sanktionen und Waffen."
Das Oberhaupt der nach eigenen Angaben größten orthodoxen Kirche in der Ukraine warnte vor falschen Friedensangeboten: "Wir sind mit einer Logik der Versöhnung nicht einverstanden, wenn wir dafür Territorien an Putin geben müssen." Eine solche Logik werde nicht zu einem Frieden führen. Epiphanius sprach sich zudem für einen EU-Beitritt der Ukraine aus. Die EU stehe nicht nur für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum, sondern auch für gemeinsame Werte wie Frieden und Demokratie.
Scharfe Kritik äußerte Epiphanius am Moskauer Patriarchen Kyrill. Dabei sprach er während der Podiumsdiskussion mehrfach von Herrn Gundjajew, nannte Kyrill also bei seinem bürgerlichen Nachnamen. "Er segnet die russische Armee", sagte Epiphanius. "Er sagt, dass diese Aggression richtig ist." Auch Menschen, die Kyrill "für einen Priester halten", würden dafür getötet. "Wir haben erwartet, dass Gundjajew endlich auf die Liste des sechsten Sanktionspakets kommt", sagte Epiphanius.
"Wir sehen Grausamkeiten"
So lange in der Ukraine eine Struktur des Moskauer Patriarchats existiere, werde Putin glauben, dass er in der Ukraine mit Blumen empfangen werde. "Wir sehen doch die Grausamkeiten, die russische Soldaten in Ukraine verrichten", sagte Epiphanius. "Sind das Werte, die durch die russisch-orthodoxe Kirche geschützt werden?" Wenn der Leiter des Patriarchats solche Grausamkeiten segne, gehöre das nicht mehr zum Christentum.
Der römisch-katholische Bischof von Kiew-Schytomyr, Vitalii Kryvytskyi, äußerte sich ähnlich: "Wir brauchen Waffen, um uns zu verteidigen", sagte Kryvytskyi. Menschen verlören ihre Leben, wenn sie sich nicht verteidigen könnten. "Wenn wir sagen, wir frieren, kriegen wir Decken", sagte Kryvytskyi. Wer hungere, bekomme Konserven. "Aber wenn auf uns Bomben fallen, dann bitten wir darum, uns Waffen zu liefern." Die Ukraine brauche derzeit keine internationalen Konferenzen ausrufen, wo wieder über Frieden debattiert werde. "Bitte reagiert auf unseren emotionalen Schrei wie auf ein Signal eines Rettungswagens."
Oberrabbiner weist NAZI-Vorwürfe zurück
Der Rechtsberater des Obersten Rabbiners von Kiew und der Ukraine, Gennadij Biloritsky, wies die russischen Vorwürfe zurück, wonach die Ukraine von Nazis regiert werde. "Die Ukraine war unglaublich gastfreundlich für Juden und bleibt auch so", sagte Biloritsky. Vor dem Krieg habe es zwischen der Ukraine und Israel so viele Flüge gegeben, wie zu keinem anderen Land in Europa. "Hätte es so etwas gegeben, wenn wir in einem Land leben würden, das von Nationalsozialisten regiert würde?", sagte Biloritsky und weiter: "Jetzt ist in Mariupol die Synagoge komplett zerstört - braucht es andere Zeichen?"
Anatolij Kozatschok, der erste stellvertretende Oberbischof der pfingstkirchlichen "Ukrainischen Kirche der Christen evangelischen Glaubens", sagte, Putin habe erklärt, in der Ukraine Werte schützen zu wollen. Dies seien aber nicht christliche Werte gewesen, sondern vielmehr jene des Kommunismus. In den von Russland eroberten Regionen kehrten Denkmale, Straßennamen und Fahnen aus den Zeiten der Sowjetunion zurück.