Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat Bedenken gegen das Reformprojekt Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. In einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Internationalen Katholischen Zeitschrift "communio" warnte er vor einer "Instrumentalisierung des Missbrauchs". Das Thema werde eingesetzt, um Reformforderungen durchzusetzen und versuchsweise zu entscheiden, so der Erzbischof.
Ihn befremde, "dass man so schnell vom Missbrauchsthema zu Kirchenverfassungsfragen übergeht". Dabei sei "die Evidenz dieses Konnex" bei weitem nicht reflektiert und erwiesen. "Ist das wirklich ein direkter Konnex, dass Missbrauch in der Kirche geschehen ist, weil es keine Gewaltenteilung im Sinne demokratischer Rechtsstaaten gibt? Ich bezweifle das", so Schönborn.
Biblische und traditionelle Grundlagen nicht vollends außer Acht lassen
Eine Diskussion über Synodalität sei dann nur sinnvoll, wenn biblische und traditionelle Grundlagen nicht vollends außer Acht gelassen würden. Wenn etwa der Synodale Weg in Deutschland das geweihte Amt an sich infrage stelle, "dann ist hier etwas falsch gelaufen - schlicht und einfach", kritisiert der Kardinal. Darüber könne nicht synodal verhandelt werden. Schließlich gebe es "klare lehramtliche Äußerungen" mehrerer Päpste.
Schönborn wandte sich gegen eine "medial geschürte Behauptung", wenn sich die Kirche jetzt nicht modernisiere, werde sie zugrunde gehen. Eine solche Haltung produziere lediglich eine "ungute Untergangsstimmung". Stattdessen warb der 77-Jährige dafür, sich einen "inneren Raum" für Tradition und "Treue zu einer diachronen Synodalität" zu bewahren. Mit Blick auf den Ausschluss der Frauen vom Priestertum gab er beispielsweise zu bedenken: "Vielleicht ist hier ein Sinngehalt, der sich mir jetzt und auch der Mehrheit der Gesellschaft heute nicht erschließt, den aber zu hüten vielleicht die Kirche beauftragt ist."