"Die Geburten fanden früher in Zelten statt oder sogar auf den Feldern, wo sie ihre Nahrung anbauen. Wo auch immer gerade Platz war", erzählt Maria Garcia. Sie ist "Health Promotion Manager" bei Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Mosambik und kämpft dafür, dass Geburten sicherer werden. Ihr Arbeitsplatz: ein Camp für Konfliktvertriebene.
Flucht vor dem islamistischen Aufstand
Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Geflüchtete aus dem Ausland leben nicht im Camp "Eduardo Mondlane" im äußersten Norden nahe der tansanischen Grenze. Dafür nicht weniger als 7.400 intern vertriebene Mosambikaner. Sie sind vor dem islamistischen Aufstand und der militärischen Gegenwehr geflohen, die das Leben in Nordmosambik seit 2017 zu einer Bewährungsprobe machen. Derzeit leben knapp 2.000 Familien in dem Lager, das nach einem mosambikanischen Freiheitskämpfer benannt ist.
"Hunderttausende mussten vor der Gewalt in Cabo Delgado fliehen und leben jetzt als Binnenflüchtlinge in verschiedenen Teilen der Provinz", so Garcia. Viele hätten keinen Zugang zu Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung. "Während die Menschen unterwegs sind, werden etwa Malaria-Erkrankungen bei Kindern nicht diagnostiziert und bleiben unbehandelt. Eltern mit chronischen Erkrankungen wie HIV oder Diabetes fehlt ebenso der Zugang zu Versorgung; ihr Zustand verschlechtert sich."
Leben von Neugeborenen gefährdet
Die Gesundheitskrise spiegelt sich auch bei Geburten wider: Garcia berichtet von "Infektionen, Komplikationen und Krankheiten", die das Leben von Neugeborenen gefährden. Das will MSF verhindern. Seit April 2021 arbeitet die Organisation in dem Vertriebenenlager dazu unter anderem mit traditionellen Geburtshelferinnen zusammen. Die verfügten zwar weder über eine medizinische Ausbildung noch über Geräte, erzählt Garcia. "Doch sie haben enormen Einfluss, da sie jeden kennen und jeder sie kennt. Dank ihnen wissen wir jetzt über jede einzelne Frau im Camp Bescheid, die schwanger ist oder stillt." Das sei etwa wichtig, um die oft jugendlichen Schwangeren rechtzeitig in den Kreißsaal zu bringen. "'Moto-chopelas', also dreirädrige Motorräder, stehen rund um die Uhr bereit, um die Frauen aus dem Camp zum Krankenhaus zu fahren."
Schauplatz islamistischer Anschläge
Religiöser Extremismus war im ehemaligen Bürgerkriegsland Mosambik bis vor kurzem unbekannt. Seit 2017 ist die Region Cabo Delgado jedoch Schauplatz islamistischer Anschläge. Die selbsternannten Glaubensverteidiger köpften Zivilisten, töteten Kinder und stellten zeitweise ganze Städte unter ihre Gewaltherrschaft.
Lage weitgehend unter Kontrolle
In den vergangenen Monaten ist es Friedenstruppen aus Ruanda und dem südlichen Afrika gelungen, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Zumindest weitgehend. Immer noch gebe es vereinzelt Angriffe, wie das südafrikanische Denis-Hurley-Friedensinstitut berichtet. "Die Attacken hatten größere Ausmaße, als die Behörden glauben machen wollen", werden katholische Ordensleute vor Ort zitiert. "Nicht nur Zivilisten, auch Soldaten wurden enthauptet. Das will die Regierung nicht öffentlich machen - weshalb wir die große Herausforderung haben, an mehr richtige Informationen heranzukommen."
Hilfe dringend nötig
Fest steht: Die derzeit fast 750.000 intern Vertriebenen im Norden sind dringend auf Hilfe angewiesen. Deshalb unterstützt Ärzte ohne Grenzen Mütter mit mobilen Kliniken auch in vier Bezirken außerhalb des Lagers. "Für diese Gemeinden haben wir eine traditionelle Geburtshelferin angestellt. Sie gibt Botschaften, die die Gesundheit fördern können, vor Ort an andere Hebammen weiter." Bei Treffen tauschten die informellen Gesundheitsarbeiterinnen ihre Erfahrungen untereinander aus, erzählt Organisatorin Garcia.
MSF steuere Fachwissen bei: "Wir veranstalten zum Beispiel Trainings, um sicherzustellen, dass traditionelle Geburtshelferinnen in abgeschiedenen Gemeinden Anzeichen einer Risikoschwangerschaft erkennen und die betroffene Frau rechtzeitig an eine Gesundheitseinrichtung verweisen können." Das bleibt laut Garcia oberste Priorität des Projekts: Die Konfliktvertriebenen in Krankenhäuser zu bringen, um eine "sichere und saubere Geburt" sicherzustellen.