Erst äußerte sich Papst Franziskus, dann folgte im Laufe des Tages auch Staatspräsident Andres Manuel Lopez Obrador: Die Ermordung der beiden Jesuitenpatres bestimmt die Schlagzeilen und die gesellschaftliche Debatte in Mexiko.
"Ich möchte der Gesellschaft Jesu, den Jesuiten Mexikos und der ganzen Welt für diese bedauerlichen Ereignisse im Tarahumara-Gebirge in Chihuahua, in der Gemeinde Urique, mein Beileid aussprechen", sagte Lopez Obrador am Mittwoch (Ortszeit) während seiner täglichen Pressekonferenz.
Papst zeigt sich erschüttert
Zuvor hatte sich schon Papst Franziskus zu Wort gemeldet und die Situation in dem katholischen Land angeprangert: "Wie viele Morde gibt es in Mexiko!" Franziskus sicherte am Ende der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan dem Orden, dem er selbst angehört, seine Verbundenheit zu. Zur Lage in Mexiko sagte er: "Ich wiederhole noch einmal, dass Gewalt niemals Probleme löst, sondern nur nutzloses Leid verstärkt."
Ein Tatverdächtiger - er soll zu einer Gruppe von Auftragsmördern gehören, die für das Sinaloa-Drogenkartell arbeitet - werde seit 2018 mit Haftbefehl gesucht, berichtete das Portal "Milenio". Am Abend berichtete "Milenio", die Behörden hätten alle Grenzübergänge und Grenzpatrouillen informierten, dass der mutmaßliche Todesschütze Jose Noriel Portillo Gil alias "El Chueco" gesucht werde. So solle seine Flucht ins Ausland verhindert werden. Ansonsten sind die Hintergründe, vor allem aber das Motiv der Morde, unklar.
Jesuiten wollten Flüchtendem Schutz bieten
Am Montag waren die beiden Jesuiten im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua erschossen worden. Sie sollen einem Mann, der vor Bewaffneten floh, Schutz in ihrer Kirche geboten haben. Darauf hätten Unbekannte das Feuer eröffnet und alle drei getötet. Laut mexikanischen Jesuiten wurden die Leichen der 79 und 81 Jahre alten Priester von den Tätern mitgenommen. Die Jesuiten "werden angesichts der Realität, die die Gesellschaft zerreißt, nicht schweigen", sagte der Provinzial der mexikanischen Jesuiten, Luis Gerardo Moro Madrid, nach dem Attentat. Nun seien umfassende Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung notwendig.
Am Mittwochnachmittag informierte die Gouverneurin des Bundesstaates Chihuahua, Maria Eugenia Campos Galvan, die Leichen seien gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft setzte eine Belohnung in Höhe von umgerechnet 240.000 Euro für Hinweise aus, die zum Ergreifen der Täter führen. Laut Behördenangaben ist dies die höchste Belohnung in der Geschichte des Bundesstaates Chihuahua. Die Behörden würden alles daran setzen, die Verantwortlichen zu fassen, versprach Campos Galvan.
Eines der gefährlichsten Länder für Geistliche weltweit
Mexiko gilt generell als eines der gefährlichsten Länder für Geistliche weltweit. Das Katholische Multimediale Zentrum, das die Gewalt gegen Kirchenvertreter seit Jahren dokumentiert, berichtete, dass in den letzten drei Präsidentschaften insgesamt 50 Geistliche ermordet worden seien.
Bischof Hilario Gonzalez aus der Diözese Santillo erklärte: "Es gibt keine Möglichkeit sich sicher zu fühlen." Der Sprecher der Diözese Gomez Palacio, Arturo Macias, sagte der Zeitung "El Sol de Durango", es sei die Aufgabe von Präsident Lopez Obrador, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um für Frieden im Land zu sorgen. Dazu zähle vor allem die Arbeit der Sicherheitskräfte.
In einer Diskussionsrunde der Tageszeitung "El Universal" forderte der Rektor der Universität Iberoamericana, Luis Arriaga, umfassende Aufklärung, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Angehörigen der Opfer und den Orden. "Das ist ein paradigmatischer Fall, der die Mängel eines zusammengebrochenen Justizsystems veranschaulicht", sagte Arriaga. Der Kolumnist Alejandro Hope erklärte, der Fall beweise, dass es offenbar eine systematische Straflosigkeit in der Region gebe: "Die Sierra Tarahumara ist ein Gebiet, in dem das organisierte Verbrechen stark und der Staat nur wenig präsent ist."