DOMRADIO.DE: Die Sankt Stephanus-Kirche in Hasselt (Bedburg-Hau) soll jetzt als Jugendkirche genutzt werden. Dafür wurde sie eigens umgestaltet. Wie kam es denn zu dieser Idee, eine ganze Kirche umzubauen?
Theo Kröll (Leitender Pfarrer von Bedburg-Hau): Wir sind eine wachsende Gemeinde, weil wir viele Neubaugebiete haben. Und wir haben eine sehr gut funktionierende Kinder- und Jugendarbeit, sprich einen großen Kinder- und Jugendchor, eine große Messdienerschar, die Landjugend, also ganz viele Kinder und Jugendliche, die da sind und die auch präsent sind. Und da kam einfach der Gedanke: Wir haben hier sieben Kirchen vor Ort und wollen eine davon auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen so umgestalten, dass man das eben miteinander gut kombinieren kann.
DOMRADIO.DE: Was braucht es denn für die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen?
Kröll: Wir haben im September letzten Jahres angefangen. Wir haben den Altar nach unten geholt. Wir haben die Zwischenstufen eingezogen, dass also die Gemeinde und Kinder und Jugendliche viel näher aneinander sind. Wir haben mehr Platz jetzt. Wir haben technisch aufgerüstet mit Strahlern, mit Großleinwand, mit allen möglichen technischen Sachen. Wir haben Ecken für Kinder und Jugendliche geschaffen, also auch für die Kleinsten eine Mal- und Spielecke, eine Hörbuch-Ecke, einen Touchscreen und so weiter. Die ganze Kirche ist schon noch als Kirche natürlich erkennbar, aber eben modern und digital.
DOMRADIO.DE: Was genau findet dort statt? Das hört sich nicht nach klassischem Gottesdienst jetzt an.
Kröll: Wir haben jeden Sonntag um 11 Uhr unsere Familien-Messe, die dann auch bewusst für Kinder und Familien vorbereitet wird. Wir hatten bis jetzt fünf Mal im Jahr Jugendgottesdienste. Das wollen wir jetzt monatlich nach den Sommerferien machen, dass wir also an einem Samstagabend die Jugendlichen entsprechend einladen. Außerdem wollen wir die Kirche für Krabbelgottesdienste nutzen und für Kinderbibeltage, wir haben ein "Kirchen-Kino" eingeführt, so dass wir alle diese Medien einsetzen können, über den Gottesdienst hinaus.
DOMRADIO.DE: Kirche also wieder als Treffpunkt für junge und ganz junge Leute, für Familien, für Kinder, Kleinkinder, Jugendliche. Wenn wir bei den Jugendlichen sind: wie erleben Sie die in Ihrer Gemeinde?
Kröll: Sehr positiv. Die bringen sich schon wirklich gut ein. Und sie waren jetzt auch bei den Planungen ganz in der ersten Reihe. Das waren eigentlich die Hauptakteure, die wir nach ihren Wünschen gefragt haben, nach ihren Möglichkeiten. Und die haben ganz aktiv mitgestaltet.
DOMRADIO.DE: Kinder gehen noch zur Erstkommunion, werden vielleicht dann noch Messdienerinnen oder Messdiener. Und dann ist für Jugendliche oft Kirche kein Thema mehr. Inwiefern glauben Sie, dass Sie mit Ihrem Angebot schaffen, das zu ändern?
Kröll: Das muss ich gar nicht erst ändern, weil das bei uns auch ein Stück anders ist. Wir haben Gott sei Dank noch eine ganze Reihe Jugendlicher, die mitmachen. Ich glaube, wichtig ist, dass wir als Kirche einfach hinhören und den Jugendlichen den Raum geben, den Platz geben, die Möglichkeiten geben, die sie sich auch wünschen. Was wir bieten können, ist Gemeinschaft. Dass wir eine lebendige Gemeinschaft sind, in der sich die Leute wohlfühlen, wo sie gerne mitmachen, dabei sind und wir ihnen nicht immer nur mit dem erhobenen Zeigefinger kommen, sondern dass sie sich wirklich ernst genommen fühlen.
DOMRADIO.DE: Und man trifft die anderen Kinder und Jugendlichen, mit denen man vielleicht dann auch gemeinsam noch in der Freizeit sich treffen kann. Es gibt dann wieder so eine Art Mittelpunkt. Ist das vielleicht das Beste an dieser Geschichte?
Kröll: Ganz genau. Wir haben einen Mittelpunkt geschaffen, den man liturgisch, aber eben auch für die gesamte Kinder- und Jugendarbeit nutzen kann.
Das Interview führte Dagmar Peters.