DOMRADIO.DE: Sie sind mitten im Katastrophengebiet Gegendtal, wie ist denn die Situation aktuell bei Ihnen?
Theodor Srienc (Diakon der Diözese Gurk Klagenfurt): Im Moment strahlt die Sonne. Und es sind alle sehr, sehr, sehr fleißig. Die Bürgermeister setzen sich wahnsinnig ein, zum Beispiel Bürgermeister Klaus Glanznig im Ort Treffen, der ist sehr stark getroffen. Oder Gerald Ebner von Arriach – die Gemeinde ist abgeschnitten, sie haben kein Trinkwasser, das Licht funktioniert nicht. Und die "Kelag", die Elektrizitätsgesellschaft, ist so bemüht, dass sie sogar mit dem Hubschrauber jetzt herkommen und dann neue Masten aufstellen, sodass die Leute wieder Licht haben, Strom haben und Trinkwasser, eben das Allernotwendigste.
DOMRADIO.DE: Solche Katastrophen machen ja auch immer was mit den Menschen, das ist uns nach der Katastrophe im Ahrtal bewusst geworden. Auch die Kirche spielt bei der Seelsorge eine große Rolle. Auch in Kärnten?
Srienc: Ja, wir sind ständig am Telefon mit den Menschen. Und wir haben auch heute einen Rosenkranz mit dem Pfarrer gebetet, für all die Betroffenen und dann auch für die Hilfskräfte, die jetzt am Werk sind: die freiwillige Feuerwehr, den Katastrophenschutz des Landes Kärnten und den vielen Leuten, die jetzt ihre Hilfe anbieten. Von überall her kommen sie, sogar aus Klagenfurt, mit zig Feuerwehrautos und mit Baggern und anderem schweren Gerät.
DOMRADIO.DE: Also alles packt mit an in dieser Katastrophenlage.
Srienc: Ja, denn wichtig ist auch, dass die Millstätter Bundesstraße von Villach nach Millstatt hinauf frei ist, damit die Helfer dann zu den Seitentälern dazukommen. Es gibt bei uns eine Klamm, die sehr gefährlich ist. Man muss die erst mal freilegen, dass Sie dann noch Arriach kommen; die Ortschaft hat es am meisten getroffen. Und dort ist auch die Kirche, da haben wir jetzt ganz neue Kirchenfenster, wunderbare Kunst, teuer bezahlt und eingebaut. Und durch den starken Wind, zusammen mit dem enormen Hagelschlag, sind alle Fenster kaputt, auch das Kirchendach.
DOMRADIO.DE: Neben Kirchen wurden auch Wohnhäuser stark in Mitleidenschaft gezogen, was mindestens genauso schlimm ist. Wie geht es jetzt bei Ihnen weiter? Was steht jetzt in den nächsten Tagen an?
Srienc: In den nächsten Tagen müssen wir schauen, dass wir das Lebensnotwendige bekommen: Licht, Wasser und dass die Menschen zu ihren Höfen kommen. Die Helfer haben jetzt eigene Zufahrtswege von Himmelberg geschaffen, Richtung Bad Kleinkirchheim, oben runter. Also auf einer anderen Seite, die nicht so betroffen war. So dass die Zufahrtsstraßen eben mit den Lebensmitteln und allem anderen Wichtigen auch für die Hilfskräfte frei und passierbar sind. Da wird vermutlich eine Einbahnstraße geschaffen werden. Und ja, wenn wirklich einer ins Krankenhaus oder zum Arzt muss, für diese Notfälle fliegen ständig die Hubschrauber, die das Notwendigste bringen oder die Menschen von dort wegbringen.
Das Interview führte Michelle Olion.