Generalkapitel der Olper Franziskanerinnen tagt in den USA

Zwischen Maisfeldern und Softball

Der Orden der Olper Franziskanerinnen wirkt seit über 150 Jahren in vielen Orten auf der Welt. In diesem Sommer sind die Schwestern nicht in Olpe, sondern erstmals in der Nähe von Chicago zum Generalkapitel zusammen gekommen.

Mishawaka, Indiana, USA / © Taylor_A_Stewart (shutterstock)
Mishawaka, Indiana, USA / © Taylor_A_Stewart ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie sind bereits gut in Olpe zurückgekehrt. Warum war Ihr großes Treffen denn in den USA?

Schwester Katharina Hartleib / © Nicolas Ottersbach (DR)
Schwester Katharina Hartleib / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Schwester Katharina Hartleib OSF (Olper Franziskanerin): Ja, das hatte, wie immer bei Schwestern, ganz praktische Gründe. Wir sind seit 159 Jahren hier in Olpe und das Generalkapitel war immer im Mutterhaus. Aber unser Mutterhaus ist ein bisschen in die Jahre gekommen und wird generalsaniert in fünf großen Bauabschnitten, wir sind im dritten.

Und es war klar, es würde nicht gehen, für 14 Tage lang alle Arbeit ruhen zu lassen. Wir hätten auch nicht genügend Zimmer gehabt, um alle Schwestern zu beherbergen, die aus den anderen Provinzen angereist wären. Also mussten wir uns entscheiden und haben uns für Mishawaka in den USA entschieden, weil die ein großes Provinzhaus haben und ein bisschen mehr Platz hatten.

DOMRADIO.DE: Mishawaka ist ein indianisches Wort und heißt "Die Stadt der Prinzessin".

Schwester Katharina: Ja, genau. Ich habe meine Mitschwestern gefragt. Das wäre ja ungewöhnlicher Name, allein vom Klang ist der sehr schön. Wir haben von der Stadt natürlich, wie das dann so ist, bei solchen Konferenzen nicht so ganz viel mitgekriegt. Aber Indiana ist ja sehr landwirtschaftlich geprägt mit riesigen Maisfelder, soweit man schauen kann, sehr hügelig und auch Wälder, aber eigentlich eher Maisfelder.

DOMRADIO.DE: Was genau ist ein Generalkapitel? Was machen Sie da?

Schwester Katharina: Ein Generalkapitel ist quasi eine Kapitelsversammlung, das ist eine Erfindung schon von Franziskus von Assisi. Der hat seine Brüder weltweit einmal im Jahr eingeladen nach Assisi zu kommen, zu einem "Mattenkapitel". Also, sie sollten ihre Matten mitbringen und sich dann dort versammeln. Und bei einem Kapitel geht es darum zu schauen, wie war denn die letzte Wahlperiode, die ist bei uns immer sechs Jahre. Was ist in den sechs Jahren in den einzelnen Provinzen geschehen? Und dann zu schauen, was ist im Moment dran in unserer Ordensgemeinschaft und so ein bisschen die Pläne und die Vorausschau zu machen für die nächsten sechs Jahre.

Schwester Katharina Hartleib

"Wie die meisten Ordensgemeinschaften sind wir sehr demokratisch verfasst, das heißt, im Generalkapitel wird dann mittendrin auch die neue Generalleitung gewählt."

Generalkapitel heißt es deswegen, weil es für alle Olper Franziskanerinnen gilt, also für die beiden Provinzen in den USA, für Deutschland mit der Region in Brasilien und für die Philippinen. Wie die meisten Ordensgemeinschaften sind wir sehr demokratisch verfasst, das heißt, bei der letzten Provinzversammlung wurden Delegierte gewählt, die dorthin gesandt werden und im Generalkapitel wird dann mittendrin auch die neue Generalleitung gewählt.

Das sind alles so Aufgaben und es gibt immer ein Thema. Und an dem Thema entlang wird dann die ganze Woche gesessen, verhandelt, besprochen, aber auch mit geistlichen Impulsen am frühen Morgen. Wir hatten einen Franziskaner aus Assisi, der uns über die "Drei Gefährten Legende" des heiligen Franziskus Impulse gegeben hat. Das ist dann so ein gut geordneter Tag und wir hatten Gott sei Dank einen Übersetzer. Wir Deutschen können zwar ziemlich gut Englisch, aber für diese ganzen Fachgeschichten hatten wir dann doch Simultanübersetzer und damit ging das ziemlich gut.

DOMRADIO.DE: Dann sind sie an einen besonderen Ort gefahren, nämlich an den Ort, an dem Schwestern ihres Ordens im Jahr 1875 zum ersten Mal in die USA gekommen sind. Was war das für ein Gefühl?

Schwester Katharina: Das war die Stadt Lafayette und die Vorgeschichte ist ja so interessant. Der Kulturkampf hatte begonnen, da bestand unsere Ordensgemeinschaft mal gerade zwölf Jahre und es hatte schon unglaublich viele junge Frauen angezogen, hier in Olpe zu beginnen und mitzumachen. Und dann kommt ja der Kulturkampf mit dem Verbot, überhaupt wieder Ordensleute aufzunehmen und auch in Erziehung und Bildung zu arbeiten. Viele Ordensgemeinschaften sind in die Nachbarländer erst mal ausgewichen und unsere Gründerin hat dann einen Brief bekommen vom damaligen Bischof von Lafayette.

Olper Franziskanerinnen

Wie viele andere Ordensgemeinschaften der Franziskanischen Familie orientieren sich auch die Olper Franziskanerinnen am Leben und Werk des Franz von Assisi.

Darüber hinaus sind die Grundsätze und das Lebensvorbild der Gründerin Mutter Maria Theresia Bonzel große Inspiration und Motivation für die spirituelle aber auch für die soziale und seelsorgliche Arbeit.

In Olpe, im Mutterhaus, ist der offizielle Sitz des Generalates und damit der Generaloberin Sr. Magdalena Krol.

 © Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung zu Olpe
© Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung zu Olpe

Man muss wissen, Lafayette war eine Stadt, die halb aus Deutschen und halb aus Amerikanern bestand. Er schrieb, dass er Schwestern brauchte für eine deutsche Schule und das deutsche Krankenhaus. Da sagte die Gründerin natürlich, das ist quasi der Wink von oben und hat dann sechs Schwestern da hingeschickt. Für uns war das beeindruckend, das erste Krankenhaus zu sehen, die erste Schule zu sehen, die es immer noch gibt, das ist die Bonifatiusschule. Das Krankenhaus ist natürlich in riesigen Dimensionen gewachsen. Wenn ich überlege, dass schon zu Zeiten Mutter Theresias, also der Gründerin, es dann über 600 Schwestern gab und allein 500 aus Deutschland gekommen waren – da wird einem die Dimension erst mal bewusst.

 © Sr. Katharina Hartleib
© Sr. Katharina Hartleib

DOMRADIO.DE: Es gibt ein Foto, auf dem junge Ordensfrauen Softball spielen. Ist Ihr Orden besonders sportlich?

Schwester Katharina: Das weiß ich nicht so richtig. Ich glaube, es hat wie mit allem etwas mit dem Alter zu tun. Ich bin ganz fasziniert, wie fit die oft sehr alten Schwestern noch sind. Bei den Amerikanern fällt mir das wirklich auf. Und unsere philippinischen Schwestern, die sind ja noch mal ganz anders in der ganzen Umgebung ihrer Klöster beschäftigt, da gibt es ja so viele Katastrophen immer wieder. Und ich merke, dass sie dadurch sehr fit sind, weil die immer auf alles sofort reagieren müssen.

Der Unterschied zu hier ist natürlich, dass die amerikanische Provinz, wo Mishawaka liegt, sehr viele junge Schwestern hat. Dann ist es natürlich auch klar, dass da ganz viel Sportliches dazugehört, um quasi den Ausgleich zu dem Geistlichen und zu dem Caritativen zu geben. Das war für uns entzückend. Uns hatte man dann Bänke hingestellt, damit wir zugucken konnten. Dieses Softball ist im Prinzip nur eine etwas einfachere Variante des Baseballs. Da wir ja von Baseball nicht die geringste Ahnung haben, haben wir uns zwischendurch immer mal versucht erklären zu lassen, wie das Ganze funktioniert. Aber die Begeisterung der Schwestern, die war entzückend.

Schwester Katharina Hartleib

"Da merke ich, wir drehen uns in vielen Dingen wirklich um uns selber. Das es natürlich die Probleme in dieser Kirche gibt, ist die eine Seite, aber darüber vergessen wir sehr häufig, dass auch in unserer Kirche hier in Deutschland Unglaubliches getan wird"

DOMRADIO.DE: Hier in Deutschland ist es ja so, die katholische Kirche scheint von einer Krise in die nächste zu stolpern. Wie wichtig ist es da auch mal rauszukommen und zu erleben, wie international die katholische Kirche ja auch immer noch ist?

Schwester Katharina: Ja, das ist natürlich komplett anders. Wenn wir uns mit den amerikanischen Schwestern unterhalten haben, dann waren auf der einen Seite die Schwestern der Ostprovinz, die quasi so ein bisschen in einem Land der Seligen leben, wo man das Gefühl hat, diese ganzen Probleme touchieren die überhaupt nicht. Das ist so ein typisch deutsches Problem, sagen die. Die Schwestern in Westprovinz in Colorado, die sind da sehr viel reflektierter, die wissen um vieles sehr Bescheid. Aber ihnen ist auch klar, es ist ein deutsches Problem. Und die philippinischen Schwestern, die sind immer entsetzt von unserem innerkirchlichen Kram, weil die sind beschäftigt damit, sich mit den Katastrophen der Leute zu beschäftigen, mit den ewigen Wirbelstürmen und Erdbeben und immer wieder zu versuchen, die Schulen und die Krankenhäuser wieder instand zu setzen.

Und da merke ich, wir drehen uns in vielen Dingen wirklich um uns selber. Das es natürlich die Probleme in dieser Kirche gibt, ist die eine Seite, aber darüber vergessen wir sehr häufig, dass auch in unserer Kirche hier in Deutschland Unglaubliches getan wird – von den vielen Millionen Katholiken, die ihr Christsein ja weiterhin leben, und von den vielen Lehrern und Religionslehrern, von den vielen Mitarbeitenden, von der Caritas und von alledem.

Ich finde immer, die ganzen anderen Themen sind so hochgepusht, dass das normale kirchliche gläubige Leben gar nicht mehr vorkommt. Das tut mir schon ein bisschen leid. Und von daher waren diese 14 Tage in den USA schon noch mal eine andere Sichtweise.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Quelle:
DR