Die Aufstellung habe nach Einschätzung der Unesco "eine beträchtliche Auswirkung auf die wesentlichen Merkmale des Welterbes Naumburger Dom", teilte die Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag auf Anfrage mit. Die Staatskanzlei berief sich dabei auf eine von der Unesco verfasste Stellungnahme, die sie und das Landesministerium für Kultur am 1. Juli erreicht habe.
Wirbel um den Marienaltar
Durch den Altar, der in Teilen von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahr 1519 stammt und dessen 1541 zerstörter Mittelteil nun vom Leipziger Maler Michael Triegel ergänzt wurde, ist im Westchor der Gesamtblick auf die berühmten zwölf Stifterfiguren des Doms aus dem 13. Jahrhundert, darunter Uta von Naumburg, teilweise verstellt.
Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS), der die Welterbeverträglichkeit von Maßnahmen in Weltkulturerbe-Stätten für die Unesco prüft, empfiehlt daher laut Staatskanzlei, eine andere Lösung zu suchen. Gemeint ist ein alternativer Aufstellungsort. Konkret fällt dies der Stiftung "Vereinigte Domstifter" zu, die Eigentümer des Naumburger Doms ist. "Es ist darauf zu setzen, dass die Vereinigten Domstifter den Hinweisen von ICOMOS International Rechnung tragen und damit die Wahrung des Status als Unesco-Weltkulturerbe in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellen", heißt es aus der Staatskanzlei.
Laut den "Vereinigten Domstiftern" bleibt der Altar zunächst nur bis 4. Dezember im Westchor des Doms, um die denkmalschutzrechtlichen Fragen zu klären. Die Domstifter räumten "unterschiedliche Auffassungen" zwischen ICOMOS und ihrer Ansicht zur Aufstellung ein, wollten sich jedoch auf Anfrage im laufenden Prozess nicht näher dazu äußern.
Alternativer Aufstellungsort?
Die deutsche ICOMOS-Monitoring-Gruppe, Deutsches Nationalkomitee, erklärte auf KNA-Anfrage: "Unsere Empfehlung für den Altar war, das Retabel im Ostchor aufzustellen, da wir es im Westchor als äußerst hinderlich für die Wirkung und Wahrnehmung des Zusammenhangs von Architektur, Bildhauerei und Glasfensterkunst ansehen." Ein Sprecher ergänzte: "Dass die Aufstellung im Westchor liturgisch begründet sein soll, wie dies von den Vereinigten Domstiftern vorgetragen wurde und eine rechtliche Privilegierung gegenüber dem Denkmalschutz bedeuten würde, können wir nicht recht nachvollziehen."
Dem Dresdner Elbtal hatte die Unesco 2009 nach fünf Jahren den Weltkulturerbe-Status aberkannt, nachdem die Stadt eine vierspurige Elbquerung, die Waldschlößchenbrücke, mitten durch das Tal gebaut hatte und damit nach Unesco-Auffassung die erhaltenswerte Kulturlandschaft zerstörte.