DOMRADIO.DE: Wen oder was feiern Sie beim Libori-Fest?
Msgr. Joachim Göbel (Paderborner Dompropst): Im Unterschied zum Karneval ist Libori ein explizit kirchliches Fest. Der Heilige Liborius ist der Patron des Domes und der Stadt und des Erzbistums. 836 haben wir seine Reliquien aus Le Mans bekommen, der Stadt in Frankreich, mit der wir seitdem sehr freundschaftlich verbunden sind. Viele Gläubige aus Le Mans werden auch diesmal wieder am Fest teilnehmen.
DOMRADIO.DE: "Aufatmen" lautet das Motto in diesem Jahr. Aufatmen nach zwei Jahren Corona?
Göbel: Ja, das war sicher der Anlass, nachdem wir lange durch Masken geatmet haben und nicht richtig frei durchatmen konnten. Das Motto hat zudem auch einen ganz biblischen Hintergrund. Die erste Beatmung des Menschen findet ja bei der Schöpfung statt, wo Gott den Menschen seinen Lebensatem einbläst. Und der Atem als Bild des Heiligen Geistes kommt überall in der Schrift vor.
Eine Woche Libori lässt nicht die Krisen verschwinden, aber wir versprechen uns in diesen herausfordernden Zeiten von einer solchen Woche so viel Zeit zum Durchatmen, dass wir dann im Alltag wieder all das bewältigen können, was vor uns liegt.
DOMRADIO.DE: Sie holen dieses Jahr ein 500jähriges Jubiläum nach. Was jährt sich da?
Göbel: Seit 501 Jahren gibt es jetzt den sogenannten Magdalenen-Markt. Am Donnerstag haben wir in Paderborn Maria Magdalena gefeiert, heute das Kirchweihfest des Domes. Und auf dem Pottmarkt rund um den Dom lassen wir uns ein bisschen ins Mittelalter zurückversetzen.
DOMRADIO.DE: 2019 kamen 1,5 Millionen Menschen. Meinen Sie, dass es jetzt nach diesen zwei Pandemie-Jahren wieder so wird wie vorher?
Göbel: Es wird zu erwarten sein, dass weniger Menschen kommen. Wir sind auch mitten in den Sommerferien. Viele sind noch im Urlaub. Aber wir hoffen auf viele Gäste, und die Stadt ist vorbereitet. Die Marktbeschicker, die Schausteller sind vorbereitet auf alle Menschen, die kommen. Und wenn es 1,5 Millionen werden, dann ist das umso schöner.
DOMRADIO.DE: Dieses Jahr sind bei Ihnen auch besondere Libori-Geschenktüten zu bekommen. Was hat es damit auf sich?
Göbel: Das ist etwas, was wir in der Pandemie angefangen haben. Wir hatten solche Charity-Pakete in der Zeit gepackt und verkauft, als unser großer Missionsgarten, der immer sehr viel Geld für Projekte in der Mission hereingespielt hatte, nicht stattfinden konnte. Das ist jetzt die dritte Version, die innerhalb von zwei Tagen ausverkauft war. Wir reden von 1.000 solcher Taschen. Das hat sich bewährt und die Leute haben das gerne als eine schöne Erinnerung an das Fest.
DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich am meisten in der nächsten Woche?
Göbel: Zum einen freue ich mich darauf, dass mit Yves Le Saux der Bischof von Le Mans schon am Freitagabend hier ist und uns zum Auftakt etwas über sein Bistum erzählt. Das wird er zum letzten Mal als Bischof von Le Mans tun. Er ist vom Heiligen Vater zum Bischof von Annecy ernannt worden.
Dann feiert auch unser Erzbischof sein letztes Libori-Fest als Erzbischof. Er hat seinen Rücktritt eingereicht.
Und am Mittwochabend haben wir dann im Dom ein großes Friedensgebet mit den jüdischen und den islamischen Menschen hier in Paderborn. Das ist die Aktion #PeaceBell von Michael Patrick Kelly. Er hat eine Friedensglocke gießen lassen, mit der er durch die Lande zieht. Diese Glocke wird im Mittelpunkt dieses Gebetes stehen und dann auch angeschlagen werden.
Das wird mitten in der Woche sicherlich noch mal ein Höhepunkt.
Das Interview führte Hannah Krewer.