Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat die Vergebungsbitte des Papstes gegenüber Indigenen des Landes gewürdigt. Damit sei Franziskus auch einer Aufforderung der kanadischen Wahrheits- und Versöhnungskommission von 2015 nachgekommen, heißt es in einer am Montagabend (Ortszeit) veröffentlichten Stellungnahme des Regierungschefs.
Zur Aufarbeitung des historischen Unrechts in den sogenannten Residential Schools, in denen indigene Kinder von ihren Familien getrennt, ihrer Kultur beraubt und misshandelt wurden, habe die Kommission 95 Handlungsschritte benannt. Nummer 58 fordert den Papst auf, "sich bei den Überlebenden, ihren Familien und Gemeinschaften für die Rolle der römisch-katholischen Kirche beim spirituellen, kulturellen, emotionalen, körperlichen und sexuellen Missbrauch (...) in katholisch geführten Internatsschulen zu entschuldigen", so der Premier.
Umfassende Entschuldigung von großer Bedeutung
Um die katholische Kirche zu einer umfassenden Entschuldigung aufzufordern, hätten sich Vertreter der First Nations, Inuit und Metis kontinuierlich eingesetzt. Eine Delegation von Überlebenden, Angehörigen und Indigenenvertretern sei im Frühjahr dafür eigens nach Rom gereist. Dies sei ein Beweis ihres Mutes und ihrer Entschlossenheit gewesen. "Die heutige Versammlung in Maskwacis wäre nicht möglich gewesen ohne den Mut, die Fürsprache und die Beharrlichkeit der Überlebenden aus den Reihen der First Nations, Inuit und Metis, die von ihren schmerzhaften Erinnerungen und Erfahrungen berichteten."
In seiner ersten Rede auf der sechstägigen Kanada-Reise hatte der Papst am Montag in Maskwacis, dem Ort einer der größten früheren Internatsschulen, "um Vergebung für das Böse, das so viele Christen an den indigenen Völkern begangen haben", gebeten. Die ausführliche Ansprache wurde mehrfach von Beifall unterbrochen. Gleichwohl merkten indigene Kommentatoren an, die Bitte um Entschuldigung reiche noch lange nicht aus.