Katholisches Altenheim fordert Unterstützung der Politik

Hilfen für die Hitze

Hitzesommer oder Hitzetage wird es immer häufiger als Folge des Klimawandels geben. Deshalb werden Anpassungen immer drängender, auch in Seniorenheimen, denn die gesundheitlichen Folgen sind für Ältere und Pflegebedürftige eine Gefahr.

Hitze ist für Ältere eine Gefahr / © Daniel Karmann (dpa)
Hitze ist für Ältere eine Gefahr / © Daniel Karmann ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie ist bei Ihnen derzeit die Situation bezogen auf die Hitze?

Wera Steffens (Leiterin Caritas-Altenzentrum Herz-Jesu in Düsseldorf): Derzeit ist es recht angenehm, sodass wir das Haus ein wenig auskühlen können. Aber die nächsten warmen Tage werden kommen und dann müssen wir wieder Maßnahmen ergreifen, die so ein bisschen am Problem vorbei sind. Das Problem ist die Wärme, die in die Einrichtung drängt, wobei wir noch Glück haben, weil wir eine Beschattungsanlage in Form von Jalousien haben. Aber das ist heute ja nicht gang und gäbe in allen Pflegeeinrichtungen. Das ist das Problem.

DOMRADIO.DE: Welche anderen Maßnahmen werden Sie dann ergreifen?

Steffens: Andere Maßnahmen sind: Fenster und Türen geschlossen zu halten, die Jalousien unten zu haben und die Bewohner versuchen innerhalb der Einrichtung mit Getränken, Melone oder kühlenden Maßnahmen kühl und bei Laune zu halten.

DOMRADIO.DE: Inwiefern leiden ältere Menschen besonders unter der Hitze?

Steffens: Ihr Körpersystem funktioniert nicht mehr so mit der eigenen Abkühlung. Das funktioniert bei einigen ganz gut, aber gerade bei älteren und im Bett liegenden Bewohnern deutlich schlechter. Wenn sie auf der Matratze liegen, schwitzen sie von unten und von oben haben sie Kühle. Deshalb muss man sie deutlich häufiger umlagern und bewegen, damit die Feuchtigkeit vom Rücken entweichen kann und Luft an die Stelle kommt.

DOMRADIO.DE: Müssen Sie auch darauf achten, dass die Bewohner und Bewohnerinnen nicht vergessen ausreichend zu trinken?

Steffens: Da müssen wir ständig und immer wieder daran erinnern. In der Regel legen wir in den ganz heißen Zeiten sogenannte Trink-Protokolle an, um tatsächlich besser beobachten zu können, wie das Trinkverhalten über den Tag und auch in der Nacht bei dem betreffenden Bewohner ist. Diejenigen, die selbstständig sind, kriegen das ja sehr gut hin. Die Pflege und Hilfsbedürftigen, die brauchen dort unsere Unterstützung und eben vermehrte Aufmerksamkeit.

DOMRADIO.DE: Warum hängt nicht in jedem Zimmer eine Klimaanlage?

Patientenschützer fordert Milliarden für Hitzeschutz

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat Bund und Ländern Untätigkeit beim Hitzeschutz in Pflegeheimen und Kliniken vorgeworfen. Vorstand Eugen Brysch kritisierte am 18. Juli in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung", dass weder Kommunen noch Bund und Länder bereit seien, Milliarden in einen Hitzeschutzschild für Pflegeheimbewohner, Krankenhauspatienten und besonders gefährdete Menschen zu investieren.

Hitze in Deutschland / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Hitze in Deutschland / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

Steffens: Weil der Investivkostensatz für die Genehmigungen und Bauvorhaben von stationären Einrichtungen dafür kein Geld vorsieht. Das ist nicht refinanziert. Klimaanlagen sind teuer, wartungsintensiv und sicherlich nicht für jeden das richtige Mittel. Aber es wäre ein Mittel, um das individuell für die Bewohner regulieren zu können.

DOMRADIO.DE: Was wären Ihre Forderungen an die Politik?

Steffens: Ich denke, da muss ein Sondersatz her, der solche Klimatisierungsmöglichkeiten finanziert.

DOMRADIO.DE: Zumal NRW-Gesundheitsminister Laumann die Kliniken besser gegen hohe Temperaturen rüsten will. Sie weisen zurecht daraufhin, dass die älteren Menschen sich in der Klinik oder im Krankenhaus eigentlich nur für eine kürzere Zeit aufhalten.

Steffens: Im Krankenhaus ist ein älterer Patient in der Regel vorübergehend zu einer stationären Behandlung wegen eines Vorfalls. Aber sie leben in der stationären Altenpflege und in Senioreneinrichtungen und verbringen insofern dort sehr viel mehr Zeit als in einem Krankenhaus.

Das Interview führte Martin Mölder.

Quelle:
DR
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