Jordanien kritisiert Israel im Umgang mit dem Tempelberg

Angespannte Lage in Jerusalem

Jordanien hat Israel für sein Verhalten auf dem Tempelberg in der Jerusalemer Altstadt kritisiert. In einer Erklärung spricht das jordanische Außenministerium von Provokation und Verletzung des historischen und rechtlichen Status Quo.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Menschenleerer Tempelberg / © Andrea Krogmann (KNA)
Menschenleerer Tempelberg / © Andrea Krogmann ( KNA )

In einer Erklärung von Sonntag bezeichnete das Außenministerium den Besuch der auf arabisch Haram al-Scharif genannten Stätte durch jüdische Israelis, darunter eines Parlamentsabgeordneten, als Provokation und Verletzung des historischen und rechtlichen Status Quo, berichtete die Tageszeitung "Jordan Times". Israelischen Medienberichten zufolge hatten am Sonntagmorgen hunderte Juden zum Gedenk- und Trauertag Tischa beAv den Tempelberg besucht.

Gebets- und Fasttag Tischa B'Av

Mit Synagogengottesdiensten und Gebeten haben Juden in aller Welt der Zerstörung des Jerusalemer Tempels gedacht. An der Klagemauer, der westlichen Stützmauer des Tempelareals, versammelten sich zum Gebets- und Fasttag Tischa B'Av hunderte religiöse Juden zu Gebeten. Zahlreiche Juden, unter ihnen viele Siedler, stiegen eskortiert durch die israelische Polizei auf den von der islamischen Wakf-Behörde verwalteten Tempelberg mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom.

Andrang an der Klagemauer / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Andrang an der Klagemauer / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

Der Sprecher des jordanischen Außenministeriums, Haitham Abu Alfoul, erklärte, dass der gesamte Bereich des Haram al-Scharif eine reine Gebetsstätte für Muslime sei, deren Verwaltung einzig in die Zuständigkeit der jordanische Wakf-Behörde falle. Er rief Israel dazu auf, die Unantastbarkeit der heiligen Stätte zu respektieren.

Die israelische Polizei war mit einem Großaufgebot in der Altstadt präsent und errichtete zahlreiche Straßensperren, wie die Tageszeitung "Haaretz" berichtete. Während des Besuchs kam es laut Berichten zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und Israelis. Ein Fotograf des Pressedienstes AFP sei kurzfristig festgenommen worden, als er den Besuch des bekannten rechtsradikalen Parlamentsabgeordneten Itamar Ben-Gvir auf dem Tempelberg dokumentierte.

Juden gedenken der Zerstörung des ersten Tempels

Juden gedachten am Sonntag, dem neunten Tag des jüdischen Monats Av (Tischa beAv), mit einem Fast- und Trauertag der Zerstörung des ersten Tempels im Jahr 586 vor Christus durch die Babylonier sowie des zweiten Tempels im Jahr 70 nach Christus durch die Römer. Tausende beteten seit Samstagabend an der Klagemauer am Fuß der Tempelbergs. Tempelbergaktivisten hatten in den vergangenen Tagen mit einer Kampagne für den Besuch der heiligen Stätte geworben. Beobachter befürchteten, dass der Besuch jüdischer Israelis die seit Tagen andauernden Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern zusätzlich verschärfen könnte.

Israel hatte am Freitag nach Drohungen der militanten Palästinenser-Organisation Islamischen Dschihad begonnen, Luftangriffe auf den Gazastreifen zu fliegen. Bei der "Operation Tagesanbruch" wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums bisher 29 Bewohner des Gazastreifens getötet, darunter sechs Kinder. 253 Palästinenser wurden verletzt. Israel macht Raketenfehlschüsse des Extremisten für mindestens neun der Toten verantwortlich.

Kämpfe in und um Gaza

Bei den israelischen Angriffen wurden laut Berichten unter anderem zwei hochrangige Funktionäre des Islamischen Dschihad sowie weitere Vertreter der Gruppe getötet. Aus dem Gazastreifen wurden unterdessen laut Berichten rund 580 Raketen auf Israel geschossen, darunter zwei auf das Gebiet um Jerusalem. Demnach wurden zwei Soldaten und ein Zivilist durch Splitter leicht verletzt.

Die deutsche Botschaft in Israel warnte unterdessen vor einer weiteren Eskalation, die sich auch auf die besetzten palästinensischen Gebiete ausdehnen könne. Es werde dringend von Reisen im Westjordanland abgeraten, insbesondere um die Städte Nablus, Jenin und Tubas, heißt es in einer Sicherheitswarnung von Samstagabend. Auch in der Altstadt von Jerusalem könnten Konflikte zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften nicht ausgeschlossen werden.

Quelle:
KNA