"Ist der Papst prorussisch, weil er zum Frieden aufruft? Weil er uns einlädt, darüber nachzudenken, was zu diesen beunruhigenden Entwicklungen geführt hat?, fragte Parolin laut Vatican News (Dienstag) in einem Interview der Zeitschrift "Limes".
Papst Franziskus habe "die russische Aggression gegen die Ukraine vom ersten Moment an in unmissverständlichen Worten verurteilt, er hat nie Angreifer und Angegriffene gleichgesetzt", so Parolin weiter.
Papst will Ukraine besuchen
Zudem sei es noch immer ein Wunsch des Papstes, die Ukraine zu besuchen. Wichtig sei dabei aber, dass "durch seine Reise konkreter Nutzen erzielt werden kann". Gleiches gelte für eine Reise nach Moskau, "wenn die Bedingungen wirklich friedensfördernd sind".
Dazu kritisiert Parolin die mangelnde Bereitschaft im Ukrainekrieg, "echte Friedensverhandlungen zu führen und das Angebot einer Vermittlung anzunehmen". Es sei "unerlässlich, dass beide ihren Willen in diesem Sinne zum Ausdruck bringen". Es reiche nicht, wenn "eine der Parteien dies einseitig vorschlägt".
Vatikanische Diplomatie bedeutsam
Die vatikanische Diplomatie hält der zweite Mann im Vatikan für bedeutsam, weil sie "nicht an einen Staat gebunden ist, sondern an eine völkerrechtliche Realität, die keine politischen, wirtschaftlichen oder militärischen Interessen hat". Die Kirche glaube an den Frieden, arbeite für den Frieden, kämpfe für den Frieden, lege Zeugnis für den Frieden ab und bemühe sich, ihn aufzubauen, so Parolin. In diesem Sinne sei sie pazifistisch.
Der Gebrauch von Waffen sei aber unter bestimmten Bedingungen zulässig, erklärte der Kardinal. Etwa zur Verteidigung und wenn "alle anderen Mittel zur Beendigung der Aggression sich als undurchführbar oder unwirksam erwiesen haben; dass es begründete Aussichten für den Erfolg gibt; dass der Gebrauch von Waffen nicht größere Übel und Unordnung verursacht als die, die beseitigt werden sollen". Den "rücksichtlosen und brutalen Gebrauch von Waffen überall auf der Welt" kritisierte der Kardinal hingegen ausdrücklich.