Hinweise auf Vertuschung durch Trierer Ex-Generalvikar

"Deutliche Anhaltspunkte"

Im Fall eines 1961 nach Paraguay geflohenen früheren Priesters gibt es laut Bistum Trier Hinweise auf eine Vertuschung von sexuellem Missbrauch. Im Mittelpunkt steht in einem Fall der damalige Generalvikar Peter Weins.

Trierer Dom Sankt Peter / © Jörg Loeffke (KNA)
Trierer Dom Sankt Peter / © Jörg Loeffke ( KNA )

Es bestünden "deutliche Anhaltspunkte", dass Weins (1889-1966) Ermittlungen und ein Gerichtsverfahren habe verhindern wollen, teilte das Bistum mit.

Teil einer Untersuchung zu Bischof Stehle

Was der frühere Bischof Matthias Wehr (1892-1967) gewusst habe, lasse sich nicht sicher sagen. Der Fall ist Teil einer am Montag veröffentlichten Untersuchung zu Vertuschungs- und Missbrauchsvorwürfen rund um den früheren Bischof Emil Stehle (1926-2017).

Emil Stehle Adveniat-Geschäftsführer Ernst Herb / © Ernst Herb (KNA)
Emil Stehle Adveniat-Geschäftsführer Ernst Herb / © Ernst Herb ( KNA )

Stehle war Geschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat und Leiter der für die Auslandseinsätze von deutschen Priestern zuständigen Koordinationsstelle "Fidei Donum". Später wurde Stehle Bischof in Ecuador. Dem Bericht zufolge hat er Priester, die in Deutschland wegen sexualisierter Gewalt strafrechtlich verfolgt wurden, dabei unterstützt, sich den Behörden zu entziehen.

Auch über die Geschichte des Trierer Priesters sei er informiert gewesen und habe ihn in Lateinamerika unterstützt.

Flucht nach Paraguay

Laut dem Bericht der Kölner Rechtsanwältin Bettina Janssen kam der Mann 1961 nach Paraguay und machte dort Karriere, unter anderem als Generalvikar. In Kirchenkreisen sei bekannt gewesen, dass er sich durch die Flucht nach Paraguay einem Strafverfahren wegen sexuellen Missbrauchs entzogen habe.

Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht (KNA)
Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Bericht zitiert eine Aktennotiz Stehles, der Priester sei "aufgrund einer speziellen Intervention der Diözese Trier" nach Paraguay gekommen, und es seien "alle Verhältnisse zufriedenstellend geregelt". Der Bericht gibt die Interventionsbeauftragte des Bistums Trier mit der Aussage wieder, dass der Priester sich "Ende 1959 einem Strafverfahren wegen Sittlichkeitsverbrechen an sieben Oberklassenschülern" durch Flucht entzogen habe.

Staatsanwaltschaft hat keine Akten zu dem Fall

Die damals mutmaßlich zuständige Staatsanwaltschaft Koblenz teilte auf Anfrage mit, keine Akten oder Daten zu dem Fall zu haben. Sollte es Informationen zu der Person gegeben haben, wären die Aufbewahrungspflichten allerdings auch abgelaufen.

Das Bistum teilte mit, den Fall aufarbeiten zu wollen. Seit Sommer 2021 befasst sich eine vom Bistum eingesetzte unabhängige Kommission damit, Missbrauch in der Diözese aufzuarbeiten. Im Herbst will sie erste Ergebnisse vorstellen.

Bistum Trier

Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht (KNA)
Liebfrauenkirche und Trierer Dom / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Bistum Trier ist das älteste in Deutschland. Es erstreckt sich über eine Fläche von 12.870 Quadratkilometern. Im Bistum Trier, das Grenzen zu Frankreich, Luxemburg und Belgien hat, leben etwa 2,5 Millionen Menschen. Als erster Bischof von Trier gilt der heilige Eucharius im dritten Jahrhundert. Das spätere Erzbistum, dessen Oberhirten seit 1198 auch Kurfürsten waren, war eines der wichtigsten im alten Reich. 

Quelle:
KNA