Streit um Vaterschaftstest für Bischof in Indien

Gab es einen Manipulationsversuch?

Unter Indiens Katholiken mehren sich Forderungen nach einem Vaterschaftstest für Bischof Kannikadass Antony William. Wellen schlägt in diesem Zusammenhang ein an die Öffentlichkeit durchgestochener Mitschnitt eines Telefonats.

Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)
Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari ( KNA )

Priester und Laien in Williams Diözese Mysore im südlichen Bundesstaat Karnataka werfen William seit einigen Jahren vor, sexuelle Beziehungen zu Frauen zu unterhalten und zwei Kinder gezeugt zu haben.

Das Nationale Forensische Institut in Hyderabad sei "die einzige gesetzlich autorisierte Stelle im Land, um Vaterschaftstests durchzuführen", sagte der pensionierte katholische Richter Michael Saldanah am Donnerstag dem asiatischen katholischen Pressedienst Ucanews.

Mitschnitt eines Telefonats durchgestochen

Im Juli war der Mitschnitt eines Telefonats aus dem Jahr 2020 zwischen Kardinal Oswald, dem Vorsitzenden der Indischen Bischofskonferenz, und Bischof William durchgestochen worden, das unter den Katholiken Indiens und in vielen Medien hohe Wellen schlug.

Kardinal Oswald Gracias / © Cristian Gennari (KNA)
Kardinal Oswald Gracias / © Cristian Gennari ( KNA )

In dem Telefonat hatte Kardinal Gracias dem Bischof zu einem Vaterschaftstest in einem katholischen Krankenhaus geraten. Das war von einigen Kritikern so gedeutet worden, als wolle man sich dadurch die Möglichkeit einer Manipulation des Vaterschaftstests zugunsten von Bischof William offenhalten.

In einer Videoerklärung auf dem YouTube-Kanal der Erzdiözese Bombay sagte Gracias laut dem privaten katholischen Mediennetzwerk CNA/EWTN, die Aufnahme seines Telefongesprächs mit Bischof William sei "böswillig bearbeitet" worden, um den Eindruck zu erwecken, der Kardinal habe versucht, den Skandal zu vertuschen.

Manipulationsvorwurf zurückgewiesen

Gerüchte, er habe den Vorgang manipulieren wollen, wies er "kategorisch, nachdrücklich und vollständig" zurück. Er fügte hinzu, eine jetzt vom Bistum veröffentlichte unbearbeitete Version des aufgezeichneten Gesprächs zeige, dass er versucht habe, einen Vaterschaftstest in einem angesehenen katholischen Krankenhaus zu arrangieren. "Zu keinem Zeitpunkt habe ich angedeutet, dass wir das Ergebnis des Tests kontrollieren können", so Gracias.

Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Mumbai (Indien) und Präsident der Indischen Bischofskonferenz mit Bischof Georg Bätzing und Bischof Gebhard Fürst beim Katholikentag am 29. Mai 2022 in Stuttgart / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Mumbai (Indien) und Präsident der Indischen Bischofskonferenz mit Bischof Georg Bätzing und Bischof Gebhard Fürst beim Katholikentag am 29. Mai 2022 in Stuttgart / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Richter Saldanha forderte laut Ucanews jüngst in einem Schreiben an den Apostolischen Nuntius Leopoldo Girelli den Rücktritt von Kardinal Gracias und Bischof William, um die Kirche vor ihrer "kompletten Zerstörung zu bewahren".

2021 leitete der Vatikan nach einem Protestschreiben von 37 Priestern aus Mysore an Papst Franziskus eine Untersuchung zu den Vorwürfen gegen William ein. Diese führte bisher zu keinen weiteren Maßnahmen gegen den Bischof.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
KNA