Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat Maximilian Kolbe als Initiator und Inspirator der deutsch-polnischen Versöhnung gewürdigt. Kolbe sei heute so aktuell wie 1941 bei seinem Märtyrertod in Auschwitz, wie 1971 bei der Selig- und 1982 bei seiner Heiligsprechung, sagte Schick am Sonntag bei einer Eucharistiefeier in der Gedenkstätte Auschwitz.
Nach dem Naziterror in Polen und dem Zweiten Weltkrieg, nach Umsiedlung und Vertreibung sei die erste Annäherung zwischen den deutschen und den polnischen Bischöfen auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil die gemeinsame Bitte an Papst Paul VI. gewesen, Kolbe selig zu sprechen, betonte Schick, der auch Vorsitzender des Stiftungsrats der Maximilian-Kolbe-Stiftung ist. Kolbe mahne, an der erreichten Versöhnung festzuhalten und die Aussöhnung weiterzuführen.
Hintergrund war ein Workshop der Maximilian-Kolbe-Stiftung in Oswiecim. Der 14. August 2022 ist der Todestag von Kolbe, der 1941 sein Leben stellvertretend für einen Mithäftling in Auschwitz gab. Die Stiftung wurde 2007 mit Unterstützung der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz gegründet, um Beiträge zur Stärkung der kirchlichen Versöhnungsarbeit in Europa zu leisten und sich für Opfer von Unrecht und Gewalt zu engagieren.
Blick auf aktuelle Fluchtbewegungen
Schick blickte auch auf Fluchtbewegungen durch den Krieg in der Ukraine und dankte Polen für die Aufnahme vieler Menschen. Er rief außerdem dazu auf, die Erfahrungen der Versöhnungsprozesse in Europa gerade in der aktuellen Lage zu nutzen, da sie "wichtige Lehren" bereithielten. "Praktische Solidarität mit den Opfern und Wahrhaftigkeit gegenüber dem Geschehen" seien unverzichtbare Grundlagen, um in langfristiger Perspektive die Hoffnung auf Versöhnung nähren zu können.
Bischof Joseph-Marie Ndi-Okalla aus Kamerun unterstrich laut Mitteilung die Bedeutung der Erinnerung an "Leitfiguren" wie Edith Stein und Kolbe. An ihnen lasse sich Orientierung gewinnen. Dies sei umso wichtiger als sich auch die Kirche selbst kritisch befragen müsse, wie Papst Franziskus es jüngst in Kanada verdeutlicht habe. "Die Tatsache, dass wir hier ungeachtet unserer Unterschiede gemeinsam über den Umgang mit den Folgen der Gewalt sprechen können, ist ein wertvolles Zeichen der Ermutigung."