Sklaven-Nachkommen in den USA kritisieren Jesuitenorden

Versprechen von Entschädigungen nicht eingelöst

Nachfahren ehemaliger Sklaven in den USA werfen dem Jesuitenorden Untätigkeit bei der Umsetzung ihres Entschädigungsversprechens vor. Es gebe keine Fortschritte, erklärte der Stiftungsvorsitzende der Wiedergutmachungsinitiative.

Symbolbild Dollar-Noten und Rosenkranz / © 9dream studio (shutterstock)
Symbolbild Dollar-Noten und Rosenkranz / © 9dream studio ( shutterstock )

Joseph Stewart äußerte sich in einem Offenen Brief. Wenn die Partnerschaft zwischen dem Orden und der Stiftung zerbreche, würden die Sklavennachfahren durch die Jesuiten genauso verraten wie damals.

Vor anderthalb Jahren hatten die Jesuiten in den USA angekündigt, 100 Millionen US-Dollar für ein Entschädigungsprogramm zur Verfügung zu stellen. Dies sollte die größte Anstrengung der römisch-katholischen Kirche zur Wiedergutmachung für den Kauf, den Verkauf und die Versklavung der Schwarzen in den Vereinigten Staaten werde, wie es hieß.

Angelegenheit "auf die lange Bank geschoben"

Stewart hält dem Orden nun vor, die Angelegenheit "auf die lange Bank zu schieben". Der Stiftungschef hatte sich Anfang des Monats schriftlich an den Vatikan gewandt und die Führung des Ordens aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die Jesuiten ihr Versprechen einhielten.

Menschenhandel Sklaverei Skulptur Petersplatz Vatikan Rom / © Stefano Carofei (KNA)
Menschenhandel Sklaverei Skulptur Petersplatz Vatikan Rom / © Stefano Carofei ( KNA )

Als möglichen Grund für die Verzögerungen deutete Stewart an, die Jesuiten hätten Erlöse aus Plantagen-Verkäufen noch nicht in den Versöhnungs-Fonds eingezahlt. Diese belaufen sich demnach auf 57 Millionen US-Dollar. Stewart drängt in seinem Brief an Ordensgeneral Arturo Sosa auf weitere Grundstücksverkäufe, deren Gewinne bis Weihnachten in den Fonds eingezahlt werden sollten. 

Auch Papst soll sich entschuldigen

Stewart gehört zu den Nachfahren der Sklaven, deren Verkauf die in jesuitischer Trägerschaft befindliche Georgetown Universität in Washington seinerzeit vor dem finanziellen Ruin gerettet hatte. Im Jahr 1838 verkaufte die Universität 272 Männer, Frauen und Kinder an Plantagenbesitzer in Louisiana.

2017 hatten sich die Jesuiten bei den Nachkommen der ehemaligen Sklaven entschuldigt. Stewart forderte, dass Papst Franziskus ebenfalls um Verzeihung bitte.

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA