Indigenenrat sieht Verschlechterung der Lage in Brasilien

Zunahme der Gewalt

Der katholische Indigenenrat Cimi hat auch im dritten Jahr der Regierung von Jair Messias Bolsonaro eine zunehmende Gewalt gegen indigene Völker in Brasilien registriert. Viele Indigene leben zudem in zunehmend prekären Bedingungen.

Indigene Guarani und Menschenrechtsaktivisten nehmen an einem Protest teil / © Andre Penner/AP (dpa)
Indigene Guarani und Menschenrechtsaktivisten nehmen an einem Protest teil / © Andre Penner/AP ( dpa )

In 15 von 19 untersuchten Kategorien habe die Gewalt im Jahr 2021 gegenüber 2020 zugenommen, erklärte Cimi in seinem am Mittwochabend (Ortszeit) vorgestellten Gewaltbericht für 2021. So wurden 305 Fälle illegaler Landnahme auf Indigenengebieten registriert, nach 263 im Vorjahr.

Gewalt gegen Indigene

Laut Bericht wurden 176 Indigene ermordet – nur sechs weniger als im Jahr 2020, das mit 182 die höchste Zahl an Tötungsdelikten verzeichnete. Die 148 Suizide von Indigenen seien hingegen ein trauriger Rekord. Die prekäre Situation, in der viele Ureinwohner lebten, werde durch die Blockade der Landvergabe verstärkt. Bereits vor seiner Wahl Ende 2018 hatte Bolsonaro erklärt, keine neuen Indigenengebiete einrichten zu lassen.

Tatsächlich wurden unter seiner Regierung weder 2019, 2020 oder 2021 neue Gebiete ausgewiesen. Dabei ist eine formale Zuteilung traditioneller Siedlungsgebiete an die Indigenen in der Verfassung von 1988 garantiert. Von den 1.393 Indigenengebieten in Brasilien warten 871 (62 Prozent) immer noch auf den Vollzug der Zuteilung, bemängelte Cimi.

Schlechte Gesundheitsversorgung

Die schlechte Gesundheitsversorgung der Ureinwohner führte überdies zu 847 Corona-Toten, nach 972 im Jahr 2020. Als Grund für den Rückgang wird die voranschreitende Impfkampagne genannt. Ebenfalls im Jahr 2021 starben 744 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten wie Durchfall, die laut Cimi durch ein verbessertes Gesundheitssystem in vielen Fällen hätten verhindert werden können.

Indigene in Brasilien

Im heutigen Brasilien leben rund 900.000 Indigene und circa 240 verschiedenen indigenen Völker. Sie machen damit 0,4 Prozent der brasilianischen Bevölkerung aus.
Brasiliens Regierung hat bisher 690 Gebiete als indigene Territorien anerkannt, die gemeinsam etwa 13 Prozent der brasilianischen Landfläche bedecken. Diese Gebiete befinden sich fast ausschließlich (98,5 Prozent) im Amazonasgebiet. Nur 1,5 Prozent liegen außerhalb Amazoniens, obwohl dort etwa die Hälfte aller Indigenen lebt.

Indigene demonstrieren in Brasilien / © Eraldo Peres/AP (dpa)
Indigene demonstrieren in Brasilien / © Eraldo Peres/AP ( dpa )
Quelle:
KNA