Das sagte Peter Bringmann-Henselder der "Kölnischen Rundschau" (Freitag). Hintergrund der Kritik ist eine Berichterstattung des "Kölner Stadt-Anzeiger". Demnach rieten PR-Experten dem Kardinal und seinem damaligen Generalvikar Markus Hofmann, den Betroffenenbeirat mit Blick auf einen Gutachter-Wechsel im Oktober 2020 auf ihre Linie zu bringen.
Die Berater sollen Tipps gegeben haben, wie dieses Ziel zu erreichen und die Betroffenen zu überzeugen seien. Später zogen sich mehrere Mitglieder des Beirats aus dem Gremium zurück. Sie seien bei der Zustimmung zu dem Gutachter-Wechsel überrumpelt worden und fühlten sich ein zweites Mal missbraucht.
Beirat keinem Druck ausgesetzt gewesen
Es könne zwar Empfehlungen einer PR-Agentur gegeben haben, sagte Bringmann-Henselder. Der Beirat sei jedoch weder Druck noch anderer Beeinflussung ausgesetzt gewesen. Juristen hätten Gründe für und gegen einen Gutachter-Wechsel dargelegt. Anschließend sei dem Beirat Bedenkzeit angeboten worden. Die anwesenden Mitglieder hätten diese abgelehnt. "Das alles geschah weder unter Druck noch irgendeiner Beeinflussung. Inszeniert war hier nichts", so Bringmann-Henselder.
Von den neun Mitgliedern seien sieben bei der Sitzung anwesend gewesen.
Viele Betroffene, Laien und Seelsorgende hingegen äußerten nach dem Bericht über die PR-Beratung Kritik am Vorgehen des größten deutschen Bistums und sprachen von einer Instrumentalisierung von Missbrauchsbetroffenen. Der Kölner Generalvikar Guido Assmann widersprach dem Vorwurf. Die Perspektive der Betroffenen sei "immer und ausschließlich" handlungsleitend für die Bistumsspitze gewesen.
Amtierende Beiratsmitglieder fragen
In einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme kritisierte der Betroffenenbeirat zudem, dass Missbrauch als "'Aufhänger' für kirchenpolitische Kritik" genutzt werde. Die Öffentlichkeit solle weniger die zurückgetretenen und mehr die amtierenden Beiratsmitglieder befragen.
Das Erzbistums Köln wird von einer anhaltenden Vertrauenskrise erschüttert. Vor rund einem Jahr schaltete sich Papst Franziskus in die Vorgänge ein und hielt nach einer Untersuchung fest, dass Woelki "große Fehler" vor allem in der Kommunikation gemacht habe. Der Kardinal bot nach Aufforderung des Papstes seinen Rücktritt an, über den Franziskus noch nicht entschieden hat.