Das hätte den Vorteil, dass man nicht enorm viel Geld für aufwendige Berechnungen und Einzelfallprüfungen ausgeben müsse, sagte der frühere Düsseldorfer Superintendent dem Bremer "Kurier am Sonntag". "Von Ankündigungen kann keiner leben, es müssen erst einmal Taten folgen."
Weniger essen oder frieren?
"Mit 100 Euro pro Monat könnte man die Belastungen durch die Inflation und die Energiekrise bei den 20 Prozent der einkommensschwächsten Menschen in Deutschland auffangen", sagte der Präsident der Diakonie Deutschland. "Bei den untersten zehn Prozent zu 100 Prozent und bei den zehn Prozent darüber bliebe eine verkraftbare Belastung von zwei Prozent."
Lilie warnte davor, dass in der Unterstützung bis zum Jahreswechsel nichts passiert: "Dann hängen die Menschen ein halbes Jahr im Nichts und müssen überlegen, ob sie weniger essen oder frieren wollen."
Es gehe nicht nur um Menschen, die bereits Transferleistungen bezögen, sondern auch um Geringverdiener, Aufstocker und Leute mit kleinen Renten. "Wir müssen alles dafür tun, dass diese Menschen nicht den Eindruck gewinnen, dass sie zu den politisch Verlassenen gehören."
Sommerreise zum Thema Einsamkeit
So sei die Wahlbeteiligung in Nordrhein-Westfalen in den Wahlbezirken dramatisch niedrig gewesen, in denen die meisten politischen, sozialen und kulturellen Konflikte ausgetragen würden: "Viele Menschen dort haben das Gefühl, sie kommen nicht mehr vor."
Politik und Zivilgesellschaft müssten beweisen, dass Deutschland eine offene und sozial gerechte Gesellschaft sei, in der gelte, was der Bundeskanzler gesagt habe, nämlich dass niemand allein gelassen werde.
Lilie startet an diesem Montag eine Sommerreise zum Thema Einsamkeit durch mehrere Bundesländer. Nach einem Auftakt in Bremen will er nach Angaben der Diakonie Deutschland über vier Tage Projekte und Einrichtungen in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern besuchen, um mit Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten über ihre Erfahrungen mit Einsamkeit zu sprechen.