Ein neues Buch beschreibt die Kölner Klosterlandschaft und ihre Entwicklung bis ins Jahr 1815. Der dritte Band des "Nordrheinischen Klosterbuches" wurde am Mittwoch in Köln öffentlich vorgestellt. In 75 Beiträgen und auf 757 Seiten geht es um die Klöster und Stifte in der Domstadt, die sich auf dem Gebiet der heutigen Innenstadt befanden. Diese ungewöhnlich große Zahl von geistlichen Einrichtungen sei ein "Alleinstellungsmerkmal" Kölns, heißt es in dem Band.
Kommunikationszentrum im Mittelalter
Fast alle Orden des christlichen Europas waren demnach in Köln vertreten. Die Dominikaner und Franziskaner ließen sich in den 1220er Jahren sogar "gezielt im Kommunikationszentrum Köln" nieder, stellen die Herausgeber, ein vierköpfiges Historikerteam, fest. Entgegen bisheriger Annahmen seien die Klöster im 18. Jahrhundert nicht im Niedergang begriffen gewesen, so der Historiker Wolfgang Rosen vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Sie waren stattdessen eigene Wirtschaftsunternehmen mit zum Teil umfangreichem Landbesitz, der sich über das ganze Rheinland erstrecken konnte.
Auch verdeutlicht das Buch nach eigenen Angaben, "welch großen Einfluss Kölner Klöster für die katholische Reform hatten". Köln war die einzige bedeutende Reichsstadt, die in der Zeit der Reformation katholisch blieb. Damals kamen überwiegend Frauenorden wie Englische Fräulein, Unbeschuhte Karmelitinnen oder die Ursulinen in die Stadt am Rhein.
Hälfte Kölns gehörte Klöstern
Im 18. Jahrhundert gehörte fast die Hälfte des Stadtgebietes zu den Klöstern, wie die Forschenden darlegen. Ein Jahrhundert später wurden viele Klöster aufgehoben, ihre Bauten für andere Zwecke benutzt oder abgerissen. Klosterkirchen wie etwa Sankt Andreas seien zu Pfarrkirchen umgewidmet worden. Das Kloster Sankt Vinzenz mutierte nach Angaben Rosens zu einer Steinmetzhütte, die Klöster der Kapuziner zu einer Baumwollspinnerei, und das ehemalige Kloster Sankt Agatha wurde zum Gefängnis.
Das Werk ist ein Gemeinschaftsprojekt von LVR, Universität Bonn und Historischem Archiv des Erzbistums Köln, das von der Fritz-Thyssen-Stiftung gefördert wurde.