Lammert verärgert über Reform-Blockade der Kirchenleitung

Veränderungsbedarf nicht in den Weg stellen

Der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert wirft der katholischen Kirchenführung eine schwer erträgliche Reformunwilligkeit vor. Er äußerte auch Vorbehalt gegen die Feststellung des Papstes, die Kirche sei kein Parlament.

Norbert Lammert / © Julia Steinbrecht (KNA)
Norbert Lammert / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ihn ärgere "der schiere Übermut, sich einem unvermeidlichen Veränderungsbedarf mit häufig wenig überzeugenden Argumenten in den Weg zu stellen", sagte Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Schweizer Portal kath.ch in einem am Freitag veröffentlichten Interview.

Eindrücke der dritten Synodalversammlung in Frankfurt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eindrücke der dritten Synodalversammlung in Frankfurt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Weiter kritisierte Lammert fehlende Durchsetzungsmöglichkeiten für Reformen. Einerseits könne die Bischofskonferenz keine allgemein verbindlichen Beschlüsse für alle Bistümer treffen, andererseits setzten manche Bischöfe das, was sie selbst als notwendige Veränderungen formulierten, in ihrer eigenen Diözese oft nicht um.

Kirche kein Parlament

Lammert, von 2005 bis 2017 Präsident des Deutschen Bundestages, äußerte auch Vorbehalt gegen die Feststellung von Papst Franziskus, die Kirche sei kein Parlament. "Wenn gemeint ist, dass innerhalb einer Religionsgemeinschaft, die als Kirche verfasst ist, eine breite Partizipation von Kirchenmitgliedern gar nicht möglich sei, würde ich dem widersprechen", sagte er.

Norbert Lammert / © Harald Oppitz (KNA)
Norbert Lammert / © Harald Oppitz ( KNA )

"Wenn damit gemeint ist, dass die Willensbildung und die Verbindlichkeit von Orientierungen nicht in gleicher Weise von allgemeinen Mehrheitsentscheidungen abhängig gemacht werden kann, die uns für politische Entscheidungen selbstverständlich erscheinen, dann stimme ich dem selbstverständlich zu", führte Lammert aus.

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA