Papst Johannes Paul I. wird seliggesprochen

Lächelnd zur Seligkeit

Nur kurz im Amt, doch bis heute unvergessen und beliebt: Dem Vatikan steht ein Großereignis bevor; Franziskus wird an diesem Sonntag einen seiner Vorgänger seligsprechen: Papst Johannes Paul I.

Autor/in:
Severina Bartonitschek
Papst Johannes Paul I. (KNA)
Papst Johannes Paul I. / ( KNA )

Nur 33 Tage war Johannes Paul I. im Amt. Lange genug, um am Sonntag von seinem Nachnachnachfolger Franziskus seliggesprochen zu werden. Der aktuelle Papst hatte im Oktober 2021 ein Wunder auf Fürsprache Johannes Paul I. offiziell anerkannt. Die bestätigte Heilung eines Mädchens im Jahr 1978 war die letzte Hürde im Verfahren zur Seligsprechung, das 2003 ins Leben gerufen wurde.

Plötzlicher Tod

Der am 26. August 1978 gewählte Johannes Paul I. starb einen plötzlichen Tod. Um die Ursache seines Ablebens am 28. September 1978, nach nur 33 Tagen im Amt, rankten sich Legenden. So behaupteten manche, der Papst sei vergiftet worden, um Reformen im Vatikan zu verhindern. Die offizielle Diagnose lautet Herzinfarkt. Wenige Stunden vor seinem Tod soll er über starke Schmerzen im Brustbereich geklagt haben, wollte aber keinen Arzt rufen lassen. Eine Ordensschwester fand ihn am folgenden Morgen, leblos im Bett sitzend.

Historiker gehen davon aus, dass die schwache Gesundheit des Papstes den Herausforderungen des Amtes einfach nicht gewachsen war. Sein Privatsekretär formulierte es so: "Er ist zusammengebrochen unter einer Bürde, die zu groß war für seine schmalen Schultern - und unter der Last seiner unermesslichen Einsamkeit."

Der "lächelnde" Papst

Albino Luciani, am 17. Oktober 1912 in Norditalien geboren, stammte aus armen Verhältnissen. Mit drei Geschwistern und zwei Halbschwestern wuchs er in Canale d'Agordo 30 Kilometer südwestlich von Cortina d'Ampezzo auf. Sein Vater war Saisonarbeiter in Frankreich, Deutschland oder Österreich und kaum zu Hause.

Trotz seiner seit Kindertagen angeschlagenen Gesundheit machte Luciani in der Kirche Karriere. Nach dem Besuch des Priesterseminars in Belluno wurde er am 7. Juli 1935 geweiht. Zwei Jahre arbeitete er als Kaplan in seinem Heimatdorf, bevor er als Vize-Rektor und Dozent an sein Priesterseminar zurückkehrte. Danach bekleidete er verschiedene Posten in seinem Bistum.

1958 wurde er von Johannes XXIII. zum Bischof der Provinzstadt Vittorio Veneto ernannt. Zwölf Jahre später wurde Luciani Patriarch in Venedig. Noch im Juli 1978 sagte er, es sei ein Fehler gewesen, dass Paul VI. ihn dazu berufen habe. Doch am 26. August wählten ihn die Kardinäle gar zu dessen Nachfolger. Als Johannes Paul I., der erste Papst mit einem Doppelnamen - um seine beiden Vorgänger zu ehren -, trat er 65-jährig sein Amt an. Der "lächelnde" Papst faszinierte durch seine volkstümlichen Ansprachen und seine gewinnenden Gesten. Theologisch stand er ganz in der Tradition seiner Vorgänger.

Vatikan kümmert sich um sein Vermächtnis

Doch wie Johannes Paul I. als Papst wirklich dachte, dafür gibt seine kurze Amtszeit wenig her. In den vergangenen Jahren kümmert sich der Vatikan verstärkt um sein Vermächtnis, gründete 2020 die "Stiftung Johannes Paul I." zur Förderung des Studiums und der Verbreitung von Lucianis Schriften. Neben Konferenzen und Studientagen sollen Stipendien die internationale Forschung darüber gezielt fördern.

Der mittlerweile emeritierte Kurienkardinal Beniamino Stella erwarb vor einigen Jahren das Geburtshaus von Johannes Paul I. im norditalienischen Canale d'Agordo. Anschließend schenkte er es der Diözese Vittorio Veneto, die Luciani einst als Bischof leitete. Das Bauernhaus wurde restauriert und als Museum und Pilgerstätte umgebaut. Stella eröffnete es im August 2021 mit einer Messe für Besucher.

Franziskus wird Johannes Paul I. nun am Sonntagmorgen (10.30 Uhr) auf dem Petersplatz seligsprechen; am Vorabend findet (18.30 Uhr) eine Gebetswache mit Kardinalvikar Angelo De Donatis in der Lateranbasilika statt. Der Dankgottesdienst zur Seligsprechung ist für 11. September in Lucianis Geburtsort geplant.

Seligsprechung

Bei einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein gestorbener Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt sich die offizielle Empfehlung, diese Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Selige werden im Gegensatz zu Heiligen nur regional verehrt. Der Seligsprechung kann aber eine Heiligsprechung und damit die weltweite Verehrung der betreffenden Person folgen.

Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA