Nicaraguanischer Kardinal nimmt Franziskus in Schutz

"Der Papst ist super informiert"

Die Spannungen zwischen der Kirche und dem sandinistischen Regime in Nicaragua sind zuletzt stetig gewachsen. Ein Bischof befindet sich im Hausarrest, ein Priester floh ins Exil. Wie steht Papst Franziskus zu der Krise?

Autor/in:
Tobias Käufer
Polizisten stehen Wache vor der Kathedrale in Managua, Nicaragua / © Uncredited/AP (dpa)
Polizisten stehen Wache vor der Kathedrale in Managua, Nicaragua / © Uncredited/AP ( dpa )

Papst Franziskus ist laut dem nicaraguanischen Kardinal Leopoldo Brenes über die Lage in dem mittelamerikanischen Krisenland stets auf dem Laufenden: "Der Papst ist super informiert. Das Staatssekretariat ist sehr gut informiert, deswegen muss ich lachen, wenn behauptet wird, dass das nicht stimme", sagte Brenes laut einem Bericht des Portals "100 Noticias" am Sonntag (Ortszeit). Ihn stimme die Kritik am Papst traurig, sagte der Erzbischof der Hauptstadtdiözese Managua.

Kardinal Leopoldo Brenes segnet die Gläubigen bei der Ankunft an der Kathedrale in Managua, Nicaragua / © Uncredited (dpa)
Kardinal Leopoldo Brenes segnet die Gläubigen bei der Ankunft an der Kathedrale in Managua, Nicaragua / © Uncredited ( dpa )

Zuletzt hatte es wiederholt Kritik an Franziskus und dessen zurückhaltenden Äußerungen zur Lage in Nicaragua gegeben. Der Jurist und Generalsekretär der unabhängigen nicaraguanischen Vereinigung für Menschenrechte (ANPDH), Alvaro Leiva, schrieb einen Brief an das Kirchenoberhaupt und kommentierte: "Es gibt wenige Dinge, die so ohrenbetäubend sind wie die Stille."

Lichtstrahl der Hoffnung?

Derzeit gebe es keine Verhandlungen mit der Ortega-Regierung über die Situation von inhaftierten Vertretern der katholischen Kirche im Land: "Wir wissen aber, dass die dunkelste Höhle, der dunkelste Tunnel am Ende immer einen Lichtstrahl hat, und das ist unsere Hoffnung", sagte Brenes dem Bericht zufolge im Gespräch mit Journalisten nach dem Sonntagsgottesdienst in Managua.

Dem seit rund drei Wochen im Hausarrest festgesetzten Bischof von Matagalpa, Rolando Alvarez, gehe es den Umständen entsprechend gut.

Er habe ihn besucht und mit ihm sprechen können, der Bischof sei gesund und verfolge engagiert das Geschehen. Er werde von seiner Familie betreut, berichtete Brenes.

"Politisch motivierter Prozess"

Zuletzt hatten die Spannungen zwischen der Kirche und dem Regime um das sandinistische Präsidentenpaar Daniel Ortega und Rosario Murillo zugenommen. Unter anderem wurden ein halbes Dutzend Radiostationen der Diözese Matagalpa geschlossen. Wie die Zeitung "La Prensa" berichtete, ordnete die Nicaraguanische Telekommunikationsbehörde (Telcor) die Abschaltung der Sender an. Zur Begründung gab die Behörde eine fehlende Sendeerlaubnis an. Das Nicaraguanische Zentrum für Menschenrechte (Cenidh) sprach von einem "Akt der Provokation" gegen die Kirche. Bereits im Mai hatte Telcor den Kabelfernsehanbietern angeordnet, den katholischen Kanal aus dem Netz zu nehmen.

Matagalpas Bischof Alvarez wirft die Justiz Anstachelung zur Gewalt und Aufruhr vor. Verschiedene Geistliche sind inhaftiert. Ein Priester floh am Wochenende ins Exil, ein anderer wurde zu 49 Jahren Haft wegen Missbrauchs verurteilt. Zivilgesellschaftliche Beobachter sprechen von einem politisch motivierten Prozess.

Polizisten in Nicaragua / © Jeiner Huete_P (shutterstock)
Polizisten in Nicaragua / © Jeiner Huete_P ( shutterstock )

Die Kirche ist allerdings nicht das einzige Ziel von Repressionen in Nicaragua: Seit Ende 2018 sind laut Medienberichten bereits weit über 1.500 Nichtregierungs-Organisationen in Nicaragua die rechtliche Grundlage für die Fortsetzung ihrer Arbeit in dem mittelamerikanischen Land entzogen worden. Auch kirchliche oder der Kirche nahestehende Organisationen sind von den Verbotsmaßnahmen betroffen. Basis der Zahlen ist eine Datenbank, die das Portal "Confidencial" angelegt hat.

Schutz vor Polizeigewalt in der Kirche

Papst Franziskus beorderte im April 2019 Managuas Weihbischof Silvio Baez ins Exil, nachdem dieser Morddrohungen erhalten hatte. Baez hatte während der Studentenaufstände jungen Demonstranten in den Kirchen Schutz vor Polizeigewalt gewährt.

Nicaragua erlebt seit 2018 eine Krise mit landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Ortega-Regierung. Seit Beginn kamen rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Nicaraguas Kirche, Menschenrechtler und unabhängige Medien kritisierten immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen der Regierung.

Vor den Wahlen Anfang November 2021 wurden mehrere Präsidentschaftskandidatinnen und -kandidaten verhaftet, die allesamt als Rivalen des amtierenden Präsidentenpaares Daniel Ortega (Präsident) und seiner Ehefrau Rosario Murillo (Vizepräsidentin) galten. Sie wurden zu teils langen Haftstrafen verurteilt. Ortega gewann den Wahlgang, zahlreiche Länder erkennen den Sieg aber nicht an.

 

Quelle:
KNA