Wie das Erzbistum Köln mitteilte, hat Kardinal Rainer Maria Woelki daraufhin die fehlende Beschlussfähigkeit seines wichtigsten pastoralen Beratungsgremiums festgestellt.
"Die im Vorfeld erfolgten Absagen vieler Teilnehmer bedauern wir", erklärte Generalvikar Guido Assmann: "Dennoch ist uns wichtig, im Dialog zu bleiben." Deshalb hätten der Kardinal und er sich bewusst dazu entschieden, den Anwesenden zum persönlichen Austausch zur Verfügung zu stehen.
"Sehr engagiertes Gespräch"
Unter der Moderation des Psychologen Eberhard Stahl habe sich "ein sehr engagiertes Gespräch" zwischen Woelki und den 22 Anwesenden entwickelt, so das Erzbistum. Es sei "von persönlicher Offenheit und großer Intensität geprägt" gewesen, hieß es weiter: "Auch wenn viele Fragen offenblieben, zeigten sich die Teilnehmenden zufrieden über den Verlauf des Abends."
Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) vorab erfuhr, hatten zahlreiche Mitglieder des Gremiums ihre Teilnahme aus Protest gegen Woelki abgesagt. Der Erzbischof hatte in der vergangenen Woche in mehreren Interviews Kritik an seiner Person zurückgewiesen und dabei betont, es gebe neben den Kritikern auch zahlreiche Unterstützer seines Kurses.
"Die Frustration ist hoch"
Zu den 75 Mitgliedern des Diözesanpastoralrats gehören neben den Führungskräften der größten deutschen Diözese Vertreter der Priester, Diakone, Orden und pastoralen Mitarbeiter sowie zehn Laien aus dem Diözesanrat. Nach KNA-Informationen wollten 8 der 10 Laienvertreter, und 4 von 5 Repräsentanten der Diakone der Sitzung fernbleiben sowie 10 der 15 Stadt- und Kreisdechanten, also der höchsten Kirchenrepräsentanten auf Stadt- und Kreisebene.
In der Geschichte des Gremiums sei es das erste Mal, dass es nicht beschlussfähig sei, hieß es aus dem Kreis der Stadt- und Kreisdechanten: "Die Frustration über fruchtloses Beraten ist hoch." Viele Fragen und Vorwürfe gegen Woelki seien nicht geklärt und die Situation verfahren. Viele Mitglieder wollten nicht dazu beitragen, mit einer Teilnahme an der Sitzung eine "Fast-Normalität" zu suggerieren.
"Schlechter Kommunikationsstil
Woelki war in der vergangenen Woche in die Offensive gegangen und hatte fünf Medien - darunter der KNA - Interviews gegeben. Darin bemängelte er einen schlechten Kommunikationsstil in der Kirche, wenn man öffentlich übereinander statt miteinander rede. Er kündigte unter anderem an, darüber mit den Stadt- und Kreisdechanten auf ihrer nächsten Sitzung reden zu wollen.
Besonders große Empörung hatte sich an den Ratschlägen von Woelkis Kommunikationsagentur entzündet, für die Nichtveröffentlichung des ersten und vom Erzbischof als mangelhaft erachteten Missbrauchsgutachtens vor zwei Jahren den Betroffenenbeirat auf Linie zu bringen und so sein Überleben im Amt zu sichern. Woelki wies in den Interviews entschieden zurück, er habe Beiratsmitglieder manipuliert.
Im Auftrag des Papstes
Zudem zeigte sich Woelki entschlossen, trotz der ausstehenden Entscheidung über sein Rücktrittsangebot an den Papst die Zukunft des Erzbistums gestalten zu wollen. Die Rede von einer Hängepartie wies er zurück: "Was heißt Hängepartie? Das Erzbistum hat einen Bischof und ich tue meinen Dienst. Dazu habe ich den Auftrag des Papstes."
Vor allem wegen der Missbrauchsaufarbeitung ist im Erzbistum Köln eine Vertrauenskrise entstanden, in die sich vergangenes Jahr der Papst einschaltete.