DOMRADIO.DE: Wie geht es denn den Bäumen, die sie im Frühling angepflanzt haben? Haben die die Trockenheit einigermaßen überstanden?
Torsten Dörmbach (Forstwirt und Mitglied im Kirchenvorstand St. Nikolaus Wipperfürth): Ein Teil der Bäume ist leider Gottes abgestorben. Ein Großteil ist nicht abgestorben. Aber die kümmern vor sich hin, statt ordentlich zu wachsen.
DOMRADIO.DE: Dieser Sommer war eine Katastrophe für den Wald, weil es kaum geregnet hat. Wie ernst ist die Lage?
Dörmbach: Vor dem Hintergrund, dass die letzten Jahre ja schon sehr trocken und heiß gewesen sind und es in diesem Jahr noch extremer war, was den Niederschlag angeht, sehr dramatisch. Unter diesen Bedingungen ist die Aufgabe einer Wiederbewaldung eine sehr schwere.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie von Wiederbewaldung sprechen, dann machen Sie das möglichst naturnah. Was heißt das? Worauf müssen Sie achten?
Dörmbach: Im naturnahen Waldbau schaut man, was von Natur aus an den Standorten gewachsen wäre. Daran orientiert man dann seine Hauptbaumarten und Nebenbaumarten. Man benötigt mehrere Baumarten und Straucharten auf der Fläche, um ein intaktes Waldökosystem zu schaffen.
DOMRADIO.DE: Welche Baumarten haben Sie in Wipperfürth angepflanzt?
Dörmbach: Ganz viele, hauptsächlich Traubeneiche und Rotbuche, aber auch Nebenbaumarten wie Wildkirsche, Wildapfel, Wildbirne, Esskastanie als experimentelle Baumart, Walnuss. Ganz viele Baumarten haben wir gepflanzt, um möglichst zu streuen und möglichst viel von dem, was die Natur so bietet, mitzunehmen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie denn auch wässern müssen? Junge, neue Bäume sind doch besonders empfindlich der Trockenheit gegenüber.
Dörmbach: Nein, wässern ist unmöglich. Wir haben eine Fläche von von sechs Hektar aufgeforstet, und da können wir nicht wässern. Wenn die Bäume in der Erde sind, dann müssen sie selber klarkommen.
DOMRADIO.DE: Einige haben es geschafft und andere eben nicht. Sie achten dann auch immer sehr darauf, dass die Wildbestände an den Naturraum angepasst sind. Was heißt das?
Dörmbach: Neben der Klimaveränderung macht den Bäumen der Verbiss sehr zu schaffen. Wenn wir kleine Bäume pflanzen, dann kommt das Reh oder das Muffel oder der Dammhirsch daher und frisst den Baum auf oder zumindest die wichtigsten Knospen im oberen Bereich ab.
Damit ist das Wachstum von dem Baum schon gestört, sodass es sehr schwer ist, ordentliche sägefähige Stämme herauszuziehen.
DOMRADIO.DE: Gehört dieser Wald, um den Sie sich um Wipperfürth kümmern, der Kirche?
Dörmbach: Nicht der gesamte Wald. Die Kirchengemeinde hat über 200 Hektar Wald in Wipperfürther Stadtgebiet. Damit sind wir mit einer der größten Waldbesitzer. Wir haben vor drei Jahren im Kirchenvorstand beschlossen, dass wir den naturgemäßen Waldbau als Betriebsziel verfolgen wollen und kämpfen jetzt dafür, dass das auch irgendwie klappt.
DOMRADIO.DE: Warum ist das so wichtig? Warum machen sie das?
Dörmbach: Der Papst hat mit seiner Enzyklika "Laudato si'" die Schöpfungsverantwortung auf die Tagesordnung geholt und der sind wir alle verpflichtet. Wenn wir so mit dem Wald wirtschaften, wie die Natur es auch getan hätte, dann tun wir der Natur damit einen Gefallen. Und monetär gesehen ist das Wirtschaften dann auch langfristig einfacher und unkomplizierter.
DOMRADIO.DE: Wie optimistisch sind Sie jetzt, dass Sie das unter den gegebenen Umständen, also diesen Trockenheitsperioden, die ja da auch immer öfter auf uns zukommen, in den Griff bekommen?
Dörmbach: Noch bin ich sehr optimistisch. Die Kraft der Natur und die Kraft der Bäume darf man nicht unterschätzen. Aber es gibt Klimaszenarien oder Forstkollegen, die sagen, dass es noch viel schlimmer ist als das, was bisher diskutiert worden ist. Dann gibt es auch Modelle, die sagen, dass wir uns von den mitteleuropäischen Waldgesellschaften in den nächsten 100 Jahren verabschieden können. Das ist natürlich ein noch größeres Drama für uns alle.
Das Interview führte Hilde Regeniter.