Katholik in England - das war über Jahrhunderte eine schwierige Existenz, die sich letztlich erst unter der 70-jährigen Regentschaft von Königin Elizabeth II. zum Besseren wendete. Nicht nur, dass die "Papisten" schon seit der Reformation auf der Insel nicht mehr gelitten waren. Guy Fawkes, ein katholischer Fanatiker aus York, versuchte 1605 das britische Parlament und die Herrschaft von König Jakob I. mit zwei Tonnen Schwarzpulver in die Luft zu jagen.
Das Attentat des 5. November, die sogenannte Pulverfass-Verschwörung gegen die Unterdrückung der Katholiken, misslang - und hatte doch schwerwiegende Folgen: Englands größte Minderheit stand fortan unter dem Verdacht des Landesverrats. Erst in den vergangenen Jahrzehnten ist es ihr gelungen, sich einen Platz in der britischen Gesellschaft zurückzuerobern.
Reich und mächtig war die Kirche im englischen Mittelalter, wie man bis heute an ihren monumentalen Kathedralbauten sehen kann. Doch mächtiger noch war König Heinrich VIII. Er brach 1533 mit dem Papst in Rom, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren.
Act of Settlement
Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. Kirche - das hieß in England fortan anglikanisch.
Bis 2015 schloss ein Gesetz aus dem Jahr 1701, der sogenannte Act of Settlement, jeden von der Thronfolge aus, der "die päpstliche Religion bekennt oder einen Papisten heiratet". Erst seit dem sogenannten Perth Agreement führt die Heirat mit einem Katholiken nun nicht mehr zu einem Ausschluss. Der Herrscher selbst (als weltliches Kirchenoberhaupt) muss aber weiter der anglikanischen Kirche angehören.
Katholiken führten spätestens seit dem 18. Jahrhundert ein Schattendasein. Zumeist waren es irische Einwanderer, als arme Hungerleider eingetroffen in mehreren Wellen. Katholiken, das waren Ausländer, Unterprivilegierte aus der Arbeiterklasse. Intellektuell spielte der britische Katholizismus - bis auf einige wenige Beispiele wie die anglikanischen Konvertiten Kardinal John Henry Newman (1801-1890) oder Gilbert Keith Chesterton (1874-1936) - bis in die 1950er Jahre kaum eine Rolle.
Es waren vor allem das große karitative und schulische Engagement und eine moralische Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche, die seither eine gewisse Verbürgerlichung ermöglichten. Irgendwann gab es katholische Ärzte, Rechtsanwälte, Parlamentsabgeordnete. Das Bild des Katholizismus begann sich zu ändern hin zu einer lebendigen, akzeptierten und integrierten Konfession. Der Schriftsteller Evelyn Waugh (1903-1966) setzte dem sehr eigenen englischen Katholizismus mit seinem Roman "Wiedersehen mit Brideshead" 1945 ein Denkmal.
Auch die klischeebeladenen Warnungen vor papistischer Unterwanderung sind Vergangenheit. Indizien für eine wachsende Hoffähigkeit des Katholizismus gab es in den vergangenen Jahren viele. Da war 2002 die Einladung an den Kardinal von Westminister, vor Königin Elizabeth II. zu predigen. Da war der Übertritt von Ex-Premier Tony Blair in die katholische Kirche 2007. Auch die deutlichen Warnungen der katholischen Kirche vor einem ungerechtfertigten Krieg im Irak und andere öffentliche Stellungnahmen sorgten für mehr moralisches Gewicht.
Prinz Charles verschob Hochzeit
Und dann Prinz Charles: Der geschiedene, dann verwitwete, inzwischen wiederverheiratete Thronfolger, nun künftiges Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche von England, verschob im Frühjahr 2005 sogar seine Hochzeit - aus Rücksicht ausgerechnet auf die Beisetzung von Papst Johannes Paul II., vor dessen Sarg sich in Rom auch die britischen Spitzen von Kirche und Staat versammelten.
Experten bescheinigen Englands Katholiken großen Einsatz im praktischen sozialen Leben, aber einen eher defensiven, wenig missionarischen Geist - typisch für eine lange diskriminierte Minderheitenkirche. Gleichwohl, so der Jesuit Oliver Rafferty, habe es in den 1950er Jahren noch rund 10.000 Konvertiten pro Jahr gegeben. Zuletzt sei die Zahl vernachlässigbar - wohl auch eine Folge der allgemeinen Säkularisierung und der Missbrauchsskandale.
Rafferty: "Bei allem, was der Katholizismus in den vergangenen Jahrzehnten gewonnen hat, hat er doch viel von seinem Selbstvertrauen verloren. Er wird zwar gesellschaftlich voll akzeptiert, hat aber manche Züge aufgegeben, die einst seine besondere Präsenz ausmachten."