"Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt führt dazu, dass wohnungslose Menschen fast keine Chance auf eine eigene Wohnung haben", teilten beide Verbände mit. Sie schlugen außerdem vor, nicht-gewinnorientierte Wohnungsanbieter zu stärken.
Der von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag festgeschriebene "Nationale Aktionsplan zur Überwindung von Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030" müsse schnell umgesetzt werden, so Diakonie und der Evangelische Bundesfachverband Existenzsicherung und Teilhabe (EBET).
Wohnungslosigkeit bis 2030 beenden
Auch die Arbeiterwohlfahrt (AWO) ermahnte die Regierung, Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden. Das Ziel gerate aktuelle ins Wanken, da es dazu Wohnungen brauche, sagte AWO-Präsident Michael Groß. Im Koalitionsvertrag sei der Bau von jährlich 400.000 Wohnungen, davon 100.000 Sozialwohnungen, vorgesehen. Diese Zielmarke werde aktuell nicht erreicht. Groß forderte einen neuen Plan, der die veränderten Rahmenbedingungen durch steigende Energie- und Baustoffpreise berücksichtigt.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) appellierte an alle staatlichen Ebenen, die Menschenrechte Wohnungsloser sicherzustellen. "Wohnungslose Menschen sind in Deutschland massiv in ihren Menschenrechten eingeschränkt, etwa in ihrem Recht auf Wohnen, auf Gesundheit, Privatsphäre oder auf Schutz vor Gewalt", so DIMR-Direktorin Beate Rudolf.
Gemäß einer Untersuchung des EBET, die in diesem Jahr veröffentlicht wurde, hat sich die Situation von obdachlosen Menschen in den vergangenen Jahren verschlechtert. Sie hätten oft keinen Anspruch auf Sozialleistungen und keinen Krankenversicherungsschutz, da sie aus einem anderen EU-Mitgliedsstaat nach Deutschland eingewandert seien.
EBET und Diakonie forderten einen verbesserten Zugang zum Gesundheitssystem sowie ein Sozialleistungsanspruch für alle in Deutschland lebenden Menschen.
Bundespräsident besucht Einrichtung für Obdachlose
Die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W), Werena Rosenke, verlangte mehr Anstrengungen gegen drohende Wohnungsverluste. "Inflation und Steigerungen bei den Strom- und Heizungspreisen werden die Gefahr von Mietschulden und damit Wohnungsverlusten deutlich anwachsen lassen", so die BAG-Vertreterin. Die BAG W begleitet den Tag der Wohnungslosen mit einer Kampagne. So wird vor dem Bundesbauministerium symbolisch ein Haus mit ihren Kernforderungen errichtet.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht am Sonntag eine Einrichtung der Berliner Stadtmission für obdachlose Menschen.
Außerdem lädt er Betroffene sowie Akteure aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Gesundheitswesen, Wohnungswirtschaft und aus der Sozialen Arbeit zu einer Gesprächsrunde ins Schloss Bellevue. Auch die Bundeswohnministerin Klara Geywitz (SPD) und der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) werden teilnehmen.