Diese hatten gegen Woelki Strafanzeige wegen "falscher Versicherung an Eides statt" gestellt. Die Aufnahme der Ermittlungen nach Eingang einer Strafanzeige bedeutet nicht zwingend, dass ein Anfangsverdacht besteht oder dass es später zu einer Anklage kommen wird.
Nach Medienrecherchen zu einer eidesstattlichen Versicherung von Woelki hatten ihn die Priester Burkhard Hose aus Würzburg, Bernd Mönkebüscher aus Hamm und Wolfgang Rothe aus München am 1. September angezeigt. Sie werfen dem Kardinal vor, eine falsche Versicherung an Eides statt abgegeben zu haben.
Nicht mit Fall Pilz befasst gewesen
Woelki hatte die Versicherung im Zuge eines presserechtlichen Verfahrens gegen die "Bild"-Zeitung abgegeben. Darin erklärt er, nicht vor der vierten Juni-Woche 2022 mit dem Fall des bundesweit prominenten Geistlichen Winfried Pilz befasst gewesen zu sein. Dem mittlerweile verstorbenen, früheren Sternsinger-Chef Pilz wird sexuelle Gewalt gegen junge Männer vorgeworfen.
Das Erzbistum Köln meldete die Anschuldigungen gegen Pilz erst in der zweiten Juni-Hälfte 2022 an das Bistum Dresden-Meißen, wo der Priester bis zu seinem Tod 2019 jahrelang seinen Ruhestand verbracht hatte. Daher konnte das Bistum früher verhängte Auflagen gegen Pilz nicht kontrollieren. Kritiker sehen hier eine Dienstpflichtverletzung durch Woelki. Der Erzbischof betont hingegen, er sei persönlich erst ab der vierten Juni-Woche mit dem Fall Pilz befasst gewesen.
Allerdings wurde ein mutmaßliches Opfer von Pilz bereits Anfang Mai zu einem Gespräch mit dem Kardinal eingeladen, wie eine Recherche von Deutschlandfunk und der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" zeigte. Das Erzbistum bestätigte die Einladung, die jedoch nicht der Kardinal, sondern Woelkis Büroleiterin verfasst habe.
Bistumssprecher weist Verdacht zurück
Der Kardinal habe nach der Veröffentlichung eines Aufarbeitungsgutachtens im März 2021 mehrere Gespräche zum Thema Missbrauch angeboten, so die Erzdiözese. Bei einem Gesprächswunsch stimme sein Büro selbstständig einen Termin ab, auf den Woelki dann erst kurz vorher inhaltlich vorbereitet werde. So sei es auch bei diesem Betroffenen gewesen, der für Ende Juni eingeladen worden war.
Ein Sprecher des Erzbistums verwies am Sonntag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) auf eine frühere Stellungnahme zu dem Fall: Der Verdacht der falschen eidesstattlichen Versicherung sei "geradezu absurd". Kardinal Woelki habe exakt am 24. Juni durch einen Telefonanruf mit dem damaligen Generalvikar davon erfahren, dass es bei dem Gespräch am 27. Juni um den Fall Pilz gehen solle. Da der Eingeladene zum Termin nicht gekommen sei, habe der Kardinal ihn später "an dessen Krankenbett zu einem seelsorgerischen Gespräch" besucht.
Dass die Einladung bereits im Mai ausgesprochen worden war, stehe "in keiner Weise im Gegensatz zu der eidesstattlichen Versicherung", so das Erzbistum weiter: "Wie in jedem anderen Vorzimmer dieser Welt erledigt die Einladung und die Terminierung die dafür zuständige Mitarbeiterin - und natürlich nicht der Kardinal."
Nicht die erste Anzeige gegen Kardinal Woelki
Es handelt sich nicht um die erste Anzeige gegen Woelki. Der Staatsanwaltschaft lagen zwischenzeitlich mehr als 30 Anzeigen gegen ihn und weitere Personen wegen mutmaßlicher Beihilfe zum Missbrauch vor. Die Behörde lehnte damals jedoch Ermittlungen wegen eines zu geringen Anfangsverdachts ab.
Zudem hat ein Missbrauchsbetroffener das Erzbistum auf 725.000 Euro Schmerzensgeld wegen Amtspflichtverletzung durch Unterlassen verklagt. Dieses Verfahren dauert an und wird ab November verhandelt.